«Die Natur ist hier magisch»

Beatrix Schwab hat einen besonderen Job: Sie führt Besucherinnen und Besucher durch das Wasserkraftwerk Hagneck, die Wiege der BKW. Warum sie ihren Job liebt, was ihre Highlights sind und welchen Tieren sie begegnet, erzählt Sie im Interview.

Einmal ein Solar- und Windkraftwerk in Aktion erleben? Oder hautnah die Kraft des Wassers spüren, das durch die Turbinen eines Wasserkraftwerks fliesst? Das ist möglich: Die BKW bietet an neun Standorten Besucherzentren, in denen man tief in die Welt der Energieproduktion eintauchen kann. Sie liegen im Schweizer Jura sowie in den Kantonen Bern und Solothurn. Willkommen sind Schulklassen, Familien, Firmen und Individualbesuchende. Oder kurz gesagt: alle.

«Wir passen unsere Führungen den jeweiligen Bedürfnissen an. Nicht nur der Gesundheitszustand wird berücksichtigt, sondern auch die thematischen Interessen», sagt Beatrix Schwab, Teamleiterin der Besucherführungen im Wasserkraftwerk Hagneck am Bielersee.

Ursprünglich war die 64-jährige Bernerin Hotelfachsekretärin und leitete, als ihre drei Kinder klein waren, zehn Jahre lang eine Spielgruppe: «Ich habe immer gerne Kontakt mit Leuten gehabt. Man kann von anderen sehr viel lernen – und auch selber etwas weitergeben.»

Vor 20 Jahren kam dann der Wechsel zum Job als Besucherführerin: «Darauf aufmerksam wurde ich durch ein Inserat im Amtsanzeiger.» Gesucht wurde jemand für das Ökokraftwerk Aarberg, wo eine bibergängige Fischtreppe von der Alten Aare in die Aare entstand. «Das hat mich fasziniert. Vor 20 Jahren kannte man den Biber noch nicht so gut.» Auch die sogenannte Juragewässerkorrektion, bei der die Aare ab Aarberg in den Bielersee umgeleitet wurde, interessierte Beatrix Schwab.

Als das Besucherzentrum im Ökokraftwerk Aarberg vor vier Jahren seine Türen schloss, wechselte sie ins Wasserkraftwerk Hagneck. Dort führt sie zusammen mit acht anderen Besucherführerinnen und Besucherführern interessierte Gruppen durch das Wasserkraftwerk.

Beatrix Schwab führt mit Freude durch das Wasserkraftwerk Hagneck.

Ein Ausflug für jedes Wetter

Was Hagneck so besonders macht? «Es ist in die Natur eingebettet, der Beton wurde wie Jurastein eingefärbt. Von aussen ist kaum zu erkennen, dass es ein Kraftwerk ist», sagt Beatrix Schwab. Auch das alte Kraftwerk von 1899, aus dessen Gründung die BKW hervorgegangen ist, wurde saniert. Beide Kraftwerke können besichtigt werden. Schaut man sich nur das neue Kraftwerk an, dauert die Führung zwei Stunden. Kommt das alte dazu, sind es zweieinhalb. Eine Führung sei bei jedem Wetter schön, so Schwab. «Ob im Winter, mit Nebel oder auch wenn es regnet: Es hat immer Ambiance.»

Ein Highlight sei das Umgehungsgerinne, also der Teil, der es Fischen erlaubt, flussaufwärts am Kraftwerk vorbeizuschwimmen. «Der Begriff Fischtreppe hat ausgedient. Heute heisst es Umgehungsgerinne. In Hagneck ist dieses ganz natürlich mit Jurastein gestaltet. Es ermöglicht selbst grossen Fischen wie dem Atlantischen Lachs und der Seeforelle den Aufstieg.» Die Seeforelle laiche in den Kiesbetten. «Wir hatten in Hagneck schon welche, die aufgestiegen sind», freut sich Beatrix Schwab. Insgesamt kommen 32 Fischarten vor, darunter Nase, Hecht und Egli. «Egli sind sehr neugierige Fische», so Schwab. «Wir haben ein Becken, in dem die Fische beim Aufstieg periodisch gezählt werden. Man kann durch eine Glasscheibe hineinschauen. Wenn man ganz still steht, kommen sie und begutachten einen von der Seite.» Bei der letzten Zählung kam man insgesamt auf 45’000 Fische.

Mit etwas Glück bekommt man auch den Biber, Wildschweine mit Jungen und einen Adler zu sehen. «Ihm wurde ein Horst gebaut, aber die Seemöwen jagten ihn davon. Sie ziehen dort jetzt ihre Jungen auf, während er auf einem dürren Baum sitzt.»

Das Umgehungsgerinne (links im Bild) erlaubt es den Fischen flussaufwärts am Kraftwerk vorbeizuschwimmen.
«Ob Menschen, Fische oder Vögel: Hagneck ist ein Lebensraum, der für alle lebenswert ist.»
Beatrix Schwab

Ein weiteres Highlight der Führung ist die Brücke, die über das Wehr führt. «Von dort kann man direkt auf die vier Wehrfelder herabblicken.» Auch die Vorrichtung, mit der Boote unentgeltlich am Wasserkraftwerk vorbeitransportiert werden, ist sehenswert. «Sie ähnelt einer Drahtseilbahn, und man kann sie selber bedienen», so Schwab. Eindrücklich ist auch der Turbinengang. «Wir haben zwei Turbinen. Eine Turbine kann maximal 140 Kubikmeter Wasser pro Sekunde verarbeiten.»

Im Wasserkraftwerk Hagneck gibt es zwei Turbinen. Eine Turbine kann maximal 140 Kubikmeter Wasser pro Sekunde verarbeiten.

Hagneck ist aber nicht nur für Besucherführungen interessant: Dank zwei Velorouten kann man das Gebiet auch mit dem Drahtesel erkunden. Die Gegend lädt zudem zum Wandern und spazieren ein. «Die Natur ist hier magisch», betont Beatrix Schwab. «Ob Menschen, Fische oder Vögel: Hagneck ist ein Lebensraum, der für alle lebenswert ist.»

Hagneck ist aber nicht nur für Besucherführungen interessant: Dank zwei Velorouten kann man das Gebiet auch mit dem Velo erkunden. Zudem lädt die Gegend auch zum Spatzieren und Wandern ein.

Besucherzentren

Besucherzentren

Entdecken Sie die Welt der Energieproduktion an neun erstaunlichen Standorten vom Schweizer Jura bis zu den Kantonen Bern und Solothurn.

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Kommentare (2)

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  • Sehr schöne Reportage!!!

  • Für mich persönlich, das schönste Wasserkraftwerk der Welt! Gut gemacht Thomas Richli!!