«Es braucht handfeste Projekte für die Energiewende»

Die Gemeinde Wohlen bei Bern denkt bei Solarenergie weiter. Gemeindepräsident Bänz Müller sagt, warum seine Gemeinde beim Projekt Circusol zu den Themen Recycling von Solaranlagen und der Verlängerung der Lebensdauer der Produkte mitmacht und was sie sich davon verspricht.

Seit 100 Jahren Namensgeberin für den Wohlensee mit dessen Wasserkraftwerk und seit mehr als 20 Jahren Energiestadt: Die Gemeinde Wohlen ruht sich nicht auf den Energie-Lorbeeren aus, sondern setzt sich auch für die Sonnenenergie ein. Deshalb nimmt die Gemeinde mit ihrem Präsidenten Bänz Müller (SP) am Pilotprojekt Circusol teil, das entscheidend zur Wiederverwertung von ausgedienten Komponenten von Solaranlagen beiträgt und damit die umweltfreundliche Energie von unnötigen Nebenwirkungen befreit.

Herr Müller, warum machen Sie mit Ihrer Gemeinde beim Projekt Circusol mit?

Bänz Müller: Wenn die Energiewende gelingen soll, wenn die Energiestrategie des Bundes umgesetzt werden soll, dann braucht es handfeste Projekte, welche in den Gemeinden umgesetzt werden. Die Energiewende findet in den Gemeinden statt, ergo ist es an den Gemeinden, Projekte zu lancieren oder mitzutragen. Denn hier sind wir nahe bei den Men­schen und besitzen den direkten Zugang zu den Daten.

Was versprechen Sie sich von der Teilnahme?

Einerseits, dass tatsächlich auch zusätzlich Photovoltaikanlagen gebaut werden, möglichst gleich kombiniert mit Haussanierungen. Und andererseits eine weitere Sensibilisierung der Bevölkerung für die Thematik der erneuerbaren Energien. Zusätzlich hoffe ich, dass das Projekt erfolgreich bewertet und als Pilotprojekt in weiteren Gemeinden angewendet werden kann.

Wie unterstützen Sie die Hausbesitzer?

Die Gemeinde Wohlen richtet keine Förderbeiträge aus, dies tun schon Kanton und Bund. Die Gemeinde unterstützt aber im Bereich der kostenlosen Beratung und Information und mit unkomplizierten, einfachen Abläufen in den Bewilligungsverfahren.

Warum hat ausgerechnet die Gemeinde Wohlen den Zuschlag für Circusol erhalten?

Wohlen ist schon seit sechs Jahren sehr aktiv in der Energiepolitik. So haben wir zum Beispiel 2019 die höchste Auszeichnung als Energiestadt, das europäische Goldlabel erhalten. In diesem Zusammenhang haben wir schon mehrere Projekte zusammen mit der BKW lanciert. Die gute und enge Zusammenarbeit zwischen der BKW und der Gemeinde Wohlen war sicher ausschlaggebend, dass Wohlen als Partner angefragt wurde.

In der Strategie des Gemeinderats von Wohlen heisst es, dass er energiesparende Massnahmen und den Einsatz und die Produktion von erneuerbarer Energie unterstützt. Welche weiteren konkreten Projekte laufen derzeit nebst Circusol in Ihrer Gemeinde?

Derzeit laufen etliche Projekte, etwa das Projekt Fernwärme Uettligen mit Heiz- und Warmwasser für das ganze Dorf mit seinen 1500 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Wärmeverbund ging im September 2019 ans Netz. Dann gibt es auch in Hinterkappelen ein Projekt Fernwärme mit Heiz- und Warmwasser für 4000 Einwohner. Der Wärmeverbund geht im Herbst 2020 ans Netz. Ausserdem haben wir die Förderung der Elektromobilität auf die Fahne geschrieben: Zwei Elektroautos stehen der Bevölkerung von Wohlen zur Verfügung, mehrere öffentliche Ladestationen wurden bereits installiert, weitere folgen – inklusive Schnellladestation. Desweitern ersetzen wir sämtliche Kandelaberleuchten mit LED-Lampen für 500’000 Franken und schliesslich bauen wir die Tagesschule Wohlen neu mit einer Photovoltaikanlage.

Circusol

Wie lange kann eine Solaranlage in Betrieb sein? Und was geschieht danach mit der Anlage? Dieser und weiteren Fragen geht das Projekt Circusol nach. Die BKW als Partnerin von Circusol stellt für die Gemeinde Wohlen bei Bern die Lieferung und Installation von genügend Solarpanels sicher. Die Berner Fachhochschule wird das Projekt begleiten und den Zustand der Anlagen laufend beobachten.

Je mehr Leute eines Quartiers beim Projekt mitmachen, desto günstiger wird die einzelne Solaranlage und desto besser lässt sie sich in die bestehenden Netzkapazitäten einplanen. «Es kostet weniger, wenn man sieben Anlagen am gleichen Ort baut, als wenn man sie quer über das Land verteilt installieren muss», sagt Projektleiter Ralph Waldmeier. Vielleicht komme man zum Schluss, dass man die Anlagen in 20 bis 30 Jahren abbaut und ihnen auf einer Freifläche ein zweites Leben schenkt – und sie erst danach rezykliert, sagt Waldmeier. «So können wir die ohnehin fantastische Nachhaltigkeit von Photovoltaikanlagen zusätzlich erhöhen.»

Hinter dem EU-Forschungsprojekt stehen neben der BKW noch 14 weitere Partner aus Europa. Mehr Informationen dazu finden Sie unter www.circusol.eu

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