Nach dem Bergsturz von Blatten: BKW Mitarbeitende bauen Stromleitung in Rekordzeit

Ende Mai erlebte das Wallis eine der grössten Naturkatastrophen seit Menschengedenken. Das Dorf Blatten im Lötschental wurde von einem gewaltigen Berg- und Gletschersturz getroffen und fast vollständig zerstört. Nach dem ersten Schock geht es nun darum, die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen und eine Perspektive für den Wiederaufbau zu schaffen. Auf diesem langen Weg haben im Sommer auch Mitarbeitende der BKW mit dem Neubau der Stromleitung einen Effort geleistet.

Die BKW Crew, von links nach rechts

Simon Bisang, Leiter Netzbau Jungfrauregion/Oberhasli; Peter Flühmann, Gruppenchef; Michael Röthlin, stv. Gruppenleiter; Michael Gasser, Lernender; Manuel Egger, Netzelektriker & Chauffeur (im Lastwagen); Anouk Jakob, Lernende; Remo Neiger, Netzelektriker*

Leistungs­erbringer

Wer das Video des Bergsturzes von Blatten und den Schuttkegel gesehen hat, ist nicht erstaunt, dass auch die Stromleitung ins obere Lötschental am 28. Mai zerstört wurde. Hinter Blatten stehen Liegenschaften wie das Hotel Fafleralp und mehrere Alphütten, die vom Bergsturz verschont wurden. Auch gibt es zuhinterst im Tal vier Kleinwasserkraftwerke, die mehrheitlich der Gemeinde Blatten und dem Elektrizitätswerk EW Blatten gehören und für beide eine wichtige Einnahmequelle sind. Die Kraftwerke sind intakt, die produzierte Energie konnte aber wegen der zerstörten Stromleitung nicht mehr abtransportiert werden.

Dauerhafte statt provisorische Stromleitung

In den ersten Tagen nach der Katastrophe habe man sich überlegt, eine provisorische Leitung ins obere Lötschental zu legen, sagt Projektleiter Bernhard Ritler, der selbst in der Region wohnt. Doch rasch setzte sich die Idee durch, die neue Leitung dauerhaft zu bauen – und zwar entlang der ebenfalls neu entstehenden Notstrasse. Neben der Strasse wurde ein zweites Trassee projektiert für Strom- und andere Leitungen, etwa die Telekommunikation und das Wasser. 

Priorität hatte der schnelle Bau der Notstrasse, sagt Bernhard Ritler. «Es wäre nicht sinnvoll gewesen, wenn man zuerst die Strasse gebaut und sie kurze Zeit später für die Leitungen nochmals aufgerissen hätte. Damit wäre die Verbindung nach Blatten wieder für längere Zeit unterbrochen gewesen» – deshalb das zweite Trassee.

Riesiger Materialbedarf

Schon am 10. Juni, keine zwei Wochen nach dem Bergsturz, gab es die erste Sitzung mit dem Krisenstab. Danach musste alles vorbereitet und Material bestellt werden. Keine einfache Sache, denn das Kabel dieses Typs von 4,5 Kilometern Länge ist mehr als die Hälfte dessen, was die BKW normalerweise in einem ganzen Jahr verbaut. Der Standard-Lieferant konnte so viel Material in so kurzer Zeit gar nicht liefern. Deshalb wurde die Beschaffungs-Abteilung der BKW eingeschaltet. Bis Ende Juli konnten 18 riesige Kabelrollen ins Nachbardorf von Blatten, nach Wiler, geliefert werden.

Ferien verschoben, und dann Vollgas

Nun war noch das Personalproblem zu lösen, denn es war nächstens Sommerferienzeit. Projektleiter Bernhard Ritler fragte BKW intern im Berner Oberland bei der Gruppe Meiringen an. «Die waren sofort Feuer und Flamme, haben sogar Ferien verschoben, um mitzuhelfen.» Die Gruppe stand unter der Leitung von Simon Bisang, Leiter Netzbau Jungfrauregion/Oberhasli und Peter Flühmann, Gruppenleiter. Die Crew bezog vor Ort auf der Lauchernalp ein Chalet und arbeitete oft von 7 bis 19 Uhr, so dass die Leitung inklusive Muffen und Anschlüssen an die Trafostationen im August innert zweier Wochen eingezogen war. 

«Sie haben Vollgas gegeben», sagt Bernhard Ritler, denn normalerweise dauere eine solche Arbeit drei bis vier Wochen, mit dem Tiefbau zusammen gar mehrere Monate. Dank Sonderschichten des Montageteams und der Aufteilung des Tiefbaus in drei Abschnitte mit drei verschiedenen Unternehmen, konnte die Stromleitung früher als geplant in Betrieb genommen werden. Auf den Tag genau drei Monate nach dem Bergsturz waren am 28. August die Kraftwerke in Blatten wieder elektrisch erschlossen. Seit dem 10. Oktober sind auch die intakten Wohngebäude und das Gebiet im oberen Lötschental wieder versorgt.

Die Netzbetreiberin im Lötschental ist die EVTL, die Energieversorgung Talschaft Lötschen. Die BKW ist an ihr zu 49% beteiligt und stellt mit Gilles Russi den Geschäftsführer. Verschiedene Dienstleistungen für die EVTL, etwa Betrieb und Unterhalt des Netzes sowie die Abrechnungen, erbringt die ReLL, die Regionale Energie Lieferung Leuk AG. Im vorderen Teil des Lötschentals betreibt die BKW ausserdem Wasserkraftwerke – diese waren vom Bergsturz Ende Mai nicht direkt betroffen.

Wie es mit dem Dorf Blatten weitergeht, ob es wieder aufgebaut werden kann und wo – diese Diskussionen sind im Gang. «Die Zeit heilt alle Wunden», sagt Bernhard Ritler. Es gebe Blattnerinnen und Blattner, die unbedingt zurück wollten, aber auch solche, die sich das nach dem Erlebten nicht mehr vorstellen könnten. Bis dereinst gebaut wird, gibt es Hürden ohne Ende zu überwinden – aber Strom wird dank des Efforts in diesem Jahr zuverlässig zur Verfügung stehen.

*Als Ferienablösungen (nicht auf dem Gruppenbild) mitgearbeitet haben weiter: Benjamin Roth, Netzelektriker; Thomas Schneider, Netzelektriker; Neil Ettlin, Netzelektriker, Uwe Knöfler, Netzelektriker.

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Kommentare (2)

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  • Was mit Blatten geschah, ist traurig und von unermesslichem, unvorstellbarem Ausmass. Aber was im "grossen Feld" des Wiederaufbaus für positive Kräfte wirken, allen voran Matthias Bellwald, lässt mir immer wieder mal eine wohlige Schauer über den Rücken laufen... All diese wunderbaren Leistungen, wie sie gerade das beschriebene BKW-Team mit Feuer und Flamme vollbracht hat, machen sehr grosse Freude. Ich ziehe respektvoll den Hut vor all dem professionellen Wirken und diesem Elan. Einfach nur GROSSARTIG! Strasse und Strom ist bestimmt grosse Motivation betreffend all den bevorstehenden Wiederaufbauarbeiten. Blatten schafft das, dies wünsche ich allen von Herzen! Herzlichen Dank für all diese mutmachenden Anstrengungen und weiterhin gutes Gelingen!
    Ein wohlgesinnter Wanderfreund

  • Vor dem traurigen Hintergrund, dass hier ein ganzes Dorf von der Macht der Natur überrollt wurde:


    Man könnte nicht schöner darstellen, wie diese Team mit geballter Kraft, Willen und Können Sinnstiftendes vollbracht hat. Vielen Dank für den Einsatz denjenigen welche draussen im Lötschental angepackt haben und allen MöglichmacherInnen, welche im Hintergrund gewirkt haben.