«Es war ein intensives Paket», sagt Stephan Navert über die ersten zehn Monate im Rückbau, «kein Tag war wie der andere». Doch er, sein Team und die ganze Mannschaft des KKM haben die erste Bewährungsprobe bestanden. Die Konzepte, die sie in sorgfältiger Arbeit vorbereitet hatten, liessen sich wie geplant umsetzen. Den Rückbau des KKM gibt es nicht länger nur auf Papier, er ist eine gelebte Realität. 

«Kein Tag war wie der andere.»

Herausforderung angenommen

Stephan Navert weiss, wovon er spricht. Vor fünf Jahren hat er im KKM die Leitung des Ressorts Strahlenschutz übernommen. Damals, 2015, lag der Hauptfokus im KKM auf dem sicheren und zuverlässigen Leistungsbetrieb. Doch schon zu dieser Zeit wurde die Basis für den Rückbau gelegt. War es nicht eine grosse Herausforderung, den Arbeitsalltag aufrecht zu erhalten und nebenher die Zukunft zu entwickeln? «Natürlich», sagt Stephan Navert, «aber genau wegen dieser Challenge bin ich ja hierhergekommen.» 

Es macht ihm Freude, Lösungen zu erarbeiten, Chancen zu sehen statt Probleme. Und vor allem: Miteinander zu arbeiten, an einem Strick zu ziehen. Ganz egal, ob Ingenieur oder Techniker, Vorortoperateur oder Strahlenschützer. «Man muss miteinander reden.» Das betont Stephan Navert immer wieder. 

Die ersten Monate des Rückbaus waren für Stephan Navert eine intensive Zeit.
Die ersten Monate des Rückbaus waren für Stephan Navert eine intensive Zeit.
«Wegen dieser Challenge bin ich hierhergekommen.»

100’000 Flugmeilen pro Jahr

In seinem Arbeitsalltag müssen Prozesse definiert und Richtlinien eingehalten werden: Wie lange dürfen sich die Mitarbeitenden in welchen Bereichen aufhalten und wie müssen sie geschützt werden? Wann geht welches Material wo durch und wie und wo wird es gemessen? Doch noch viel wichtiger als diese technischen Fragen sind ihm die Menschen und die stellt er ins Zentrum. 

«Struktur und Abläufe alleine nützen nichts, wenn sie nicht von den Leuten getragen werden», sagt Stephan Navert. Konkret erlebt hat er das, als er beim Zementersteller Holcim von 2007 bis 2014 im Konzernstab für Arbeitssicherheit tätig war. In dieser Zeit hat er durch seine sehr intensive Beratungstätigkeit nicht nur weltweit mehr als 100’000 Flugmeilen pro Jahr absolviert, sondern auch die unterschiedlichsten Kulturen kennengelernt. Im Gespräch mit den Menschen hat er Lösungen gefunden, um lokale Gegebenheiten und Vorgaben des internationalen Konzerns unter einen Hut zu bringen. 

Pläne und Abläufe spielen in der Arbeit von Stephan Navert eine Rolle. Doch am wichtigsten sind ihm die Menschen.
Pläne und Abläufe spielen in der Arbeit von Stephan Navert eine Rolle. Doch am wichtigsten sind ihm die Menschen.

Nebst konzeptioneller Arbeiten prägen Gespräche und Besprechungen auch im KKM seinen Arbeitsalltag. Sei es mit den Mitarbeitenden in seinem Ressort, Kolleginnen und Kollegen aus anderen Abteilungen oder mit Vertretern der Aufsichtsbehörde. Bei Letzterer ist Stephan Navert nach dem Studium ins Berufsleben eingestiegen. Zuerst hat er im Bereich radiologische Arbeitssicherheit gearbeitet, danach im Bereich Störfallauswirkungen und Notfallschutzplanung. 

Das Team von Stephan Navert stellt sicher, dass die Mitarbeitenden vor Radioaktivität geschützt sind.
Das Team von Stephan Navert stellt sicher, dass die Mitarbeitenden vor Radioaktivität geschützt sind.

Den Rückbau gemeinsam gestalten

Seine berufliche Zukunft sieht Stephan Navert im KKM. Er ist 55 und sagt: «Wenn es so spannend bleibt, werde ich hier gerne pensioniert.» Doch der Gedanke an die Pensionierung liegt in weiter Ferne, denn es gibt viel zu tun. Für den Strahlenschutz ist die Stilllegung besonders intensiv. Stephan Naverts Team stellt sicher, dass die Mitarbeitenden und die Umwelt vor Radioaktivität geschützt sind und prüft das Material, das aus dem Innersten des KKM kommt.

Oftmals sind es Arbeiten, die es schon während des Leistungsbetriebs gab. Verändert hat sich die Menge: Es fällt nun viel mehr Material an und jeden Tag arbeiten fast so viele Leute dort, wo es Radioaktivität gibt, wie das früher nur während der Jahresrevision der Fall war. Das bedeutet viel Arbeit für den Strahlenschutz: «Es braucht jeden und jede», sagt Stephan Navert dazu, «ohne mein Team kann ich nichts bewirken».  

«Es braucht jeden und jede.»

Der Grossteil von Stephan Naverts Mitarbeitenden war schon während des Leistungsbetriebs in seinem Team. Mit der Vorbereitung auf den Rückbau haben jedoch einzelne Mitarbeitende aus der Schicht zum Strahlenschutz gewechselt, weil es dort mehr Personal braucht, während die Schicht im Kommandoraum immer weniger Mitarbeitende benötigt. Im neuen Ressort können sie ihre umfassenden Anlagenkenntnisse einbringen. Sich einbringen, Ideen ausarbeiten und Vorschläge machen: Das fordert und fördert Stephan Navert von und bei seinen Mitarbeitenden. Sie sollen die Möglichkeit haben, den ersten Rückbau eines Schweizer Kernkraftwerks mitzugestalten. Stephan Navert freut sich, dies gemeinsam mit ihnen zu tun. Und er weiss: Kein Tag wird sein wie der andere. 

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