«Ich spüre im Unternehmen weiterhin einen starken Drang, innovativ zu sein»

Die Geschichte der BKW begann vor 125 Jahren im Berner Seeland. Heute ist sie eine international tätige Energie- und Infrastrukturdienstleisterin. Im Interview erklärt Verwaltungsratspräsident Roger Baillod, wieso mutige Entscheide für eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte zentral sind.

Die BKW feiert dieses Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Was bedeutet es für Sie, Verwaltungsratspräsident eines Unternehmens mit einer so langen Geschichte zu sein?

Roger Baillod: Als Verwaltungsratspräsident einem Unternehmen mit einer so langen und erfolgreichen Geschichte vorzustehen, ist sowohl fordernd wie bereichernd. Eine solche Historie bringt auch eine Verantwortung mit sich, das Unternehmen auch nachhaltig erfolgreich weiterzuführen. Man will ja nicht als letzter Verwaltungsratspräsident in die lange Geschichte eingehen. (lacht)

Was waren die Erfolgsfaktoren seit der Gründung der BKW im Jahr 1898?

Wir haben uns für dieses Jubiläum etwas mit der Geschichte der BKW auseinandergesetzt. Im Rückblick sind es aus meiner Sicht die immer wieder mutigen, aber gut überlegten, Entscheide des Unternehmens. Zudem muss man sagen, dass das Unternehmen durchaus auch schwierige Jahre erlebt hat. Ich denke da in jüngster Vergangenheit an die herausfordernden Jahre mit sehr tiefen Strompreisen.

Porträt VRP Roger Baillod, er trägt einen schwarzen Anzug mit weissem Hemd und steht vor einem schwarz-grauer Wand
Roger Baillod, Verwaltungsratspräsident der BKW

 

Was waren aus Ihrer Sicht die mutigsten Entscheide der BKW?

In den Gründungsjahren waren dies sicherlich die grossen Investitionen in die Wasserkraftwerke, zunächst Flusskraftwerke wie Hagneck oder Mühleberg, aber auch die Speicherkraftwerke im Oberhasli. Ebenfalls zu nennen ist der Bau des Kernkraftwerks Mühleberg im Jahr 1972. Beim Rückbau dieses Kraftwerks seit 2019 ist die BKW ebenfalls Pionierin in der Schweiz und macht wichtige Erfahrungen, von denen auch andere Kraftwerksbetreiber profitieren werden. Auch bei den erneuerbaren Energien war die BKW Vorreiterin. 1992 nahm sie das damals grösste freistehende Solarkraftwerk Europas auf dem Mont-Soleil in Betrieb. Dieses liefert auch heute noch verlässlich Solarstrom und mittelfristig soll die Leistung des Sonnenkraftwerks gar verdoppelt werden. Schliesslich betreiben wir mit Juvent den grössten Windpark der Schweiz.

Die BKW war also oft Pionierin. Weht dieser Wind auch heute in der BKW?

Ja. Ich spüre im Unternehmen weiterhin einen starken Drang, innovativ zu sein. Zu nennen ist zum Beispiel der Strategieentscheid, mit dem Dienstleistungssektor ein drittes Standbein neben Energie und Netzen aufzubauen. Dafür brauchte es damals Mut und Weitsicht. Heute zeigt sich, dass diese Strategie erfolgreich ist. Wir gehen in allen drei Bereichen voran. Mit grossen Energieprojekten wie dem Triftstausee oder der schweizweit grössten freistehenden Solaranlage beim Flughafen Belpmoos bauen wir die erneuerbaren Energien aus. Auch unsere Dienstleistungsunternehmen sind Vorkämpfer der Energiewende, sei dies im nachhaltigen Bauen, bei innovativen Solaranlagen oder bei der Planung der Integration von Solaranlagen, Wärmepumpen und E-Autos. Als grösste Verteilnetzbetreiberin der Schweiz entwickeln wir das Netz der Zukunft und machen die Energiewende möglich.

«Wir sind überzeugt, dass sich Wohlstand und Umwelt im Gleichgewicht halten lassen und dass wir mit unseren Angeboten zu einer lebenswerten Zukunft beitragen können.»
Roger Baillod, Verwaltungsratspräsident der BKW

Für Ihr 125-jähriges Jubiläum lanciert die BKW die Initiative «Lebensräume 2025». Was ist das Ziel dieser Initiative?

Wir sind überzeugt, dass sich Wohlstand und Umwelt im Gleichgewicht halten lassen und dass wir mit unseren Angeboten zu einer lebenswerten Zukunft beitragen können. Die Initiative «Lebensräume 2025» der BKW soll eine Plattform für verschiedene Interessensgruppen sein. Das Ziel ist es, Lösungen zu finden, um lebenswerte Lebensräume zu erhalten und zu gestalten. In Zusammenarbeit und Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik sollen Handlungsmöglichkeiten im Jetzt erarbeitet werden.

Was wünschen Sie der BKW für die nächsten 125 Jahre?

Ich wünsche mir, dass es in der BKW auch in Zukunft Menschen mit mutigen Ideen gibt. Unsere Aufgabe als Verwaltungsrat und Konzernleitung ist es, für unsere hochqualifizierten und motivierten Mitarbeitenden eine Unternehmenskultur zu schaffen, welche deren Umsetzung ermöglicht. Gerade grosse Energieprojekte wie Speicherseen haben einen Zeithorizont von 80 bis 100 Jahren. Es wäre schön, wenn meine Nach-Nachfolgerinnen und -nachfolger zum 200-Jahre-Jubiläum der BKW stolz auf unsere Generation zurückblicken könnten, weil sie diese Bauwerke wie die Trift und Erhöhung der Grimselstaumauer ermöglicht hat.

125 Jahre – 125 Fragen

Die BKW feierte 2023 ihr 125-jähriges Bestehen. Wir beantworten an dieser Stelle deshalb 125 spannende und witzige Fragen rund um das Unternehmen.

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