Warum Stromabnahmeverträge auch gut für die Umwelt sind

Die BKW hat diesen Herbst einen Abnahmevertrag für Windstrom mit einer Anlagegruppe der IST Investmentstiftung abgeschlossen – ein sogenanntes Power Purchase Agreement (PPA). Amanda Niklaus von der BKW und Martin Ragettli von IST sprechen darüber, welche Vorteile das beiden Seiten bringt und warum damit erneuerbarer Strom gefördert wird.

Schon vor zwei Jahren kommunizierten wir den umgekehrten Fall: Wir liefern über acht Jahre erneuerbaren Strom aus Wasserkraft zum Fixpreis an Denner. Mit der Anlagegruppe IST3 Infrastruktur Global haben wir nun einen Abnahmevertrag geschlossen: Über mehrere Jahre wird die BKW rund 130 Gigawattstunden Strom aus einem Windpark der Anlagegruppe zu einem definierten Preis beziehen.

Amanda, warum setzt die BKW auf solche PPAs?


Amanda Niklaus: Zum einen helfen wir Unternehmenskunden bei der Senkung ihrer CO2-Emissionen, indem wir sie mit grünem Strom versorgen – zuverlässig und vor allem planbar. Würden sie den Strom stattdessen auf dem Energiemarkt beziehen, wüssten die Unternehmen nie genau, welchen Preis sie schlussendlich zahlen. Mit unserer Erfahrung und Kompetenz können wir fixe Preise für Wind- und für Solarstrom anbieten. Dessen Produktion ist wetterabhängig, was im freien Markt zu Preisschwankungen führt.

Zum anderen unterstützen wir Produzenten von grünem Strom beim Bau neuer Kraftwerke – indem wir daraus Strom über einen längeren Zeitraum zu einem Fixpreis abnehmen. Das stärkt die Investitionssicherheit der Produzenten und erleichtert die Finanzierung von Neubauprojekten im Bereich erneuerbare Energien. Und: Wir verlängern die Lebenszeit bestehender Stromproduktionsanlagen, weil wir mit langfristigen Abnahmeverträgen auslaufende Fördergelder ersetzen.

Foto von Amanda Niklaus, Head of Renewables PPA der BKW
Amanda Niklaus verantwortet als Head of Renewables PPA die langfristigen Stromabnahmeverträge für die BKW. Foto: Albiana Selmani

Inwiefern fördern wir mit diesen PPAs den Ausbau der Erneuerbaren?


Amanda Niklaus: In nicht mehr subventionierten Märkten sind PPAs wichtig, um den Bau neuer Solar- und Windkraftwerke in ganz Europa zu fördern. Denn solche Projekte müssen stabile Einnahmen generieren, um finanziert werden zu können. Abnahmeverträge bieten diese Ertragssicherheit, bevor die Produktionsanlage gebaut wird. Konkret verpflichtet sich die PPA-Partnerin, in diesem Fall die BKW, die produzierte Energie aus einem Kraftwerk abzukaufen – zu einem bestimmten Preis, der bei Vertragsunterzeichnung festgelegt wird.

«Die BKW kann die Energiewende entlang der Wertschöpfungskette unterstützen.»
Amanda Niklaus, Head of Renewables PPA der BKW

Martin, über Investitionen in Wind- und Solaranlagen versorgt ihr indirekt rund 150’000 Haushalte mit erneuerbarem Strom. Was sind eure Vorteile bei einem langfristigen Abnahmevertrag?


Martin Ragettli: Unsere Anlagestrategie entspricht den Bedürfnissen von Schweizer Pensionskassen. Um ihren Verpflichtungen nachzukommen, sind unsere Anlegerinnen und Anleger zu einem gewissen Grad auf stabile und planbare Geldflüsse angewiesen. Regelmässige Dividendenzahlungen und eine tiefe Volatilität senken das Risikoprofil einer Anlage. Würde man den aus Windkraftanlagen erzeugten Strom zu aktuellen Marktpreisen verkaufen, wären die Gesamteinnahmen voraussichtlich höher – die Unsicherheit steigt aber ebenfalls. Wir sind also bereit, höhere Einnahmen, die mit mehr Unsicherheit behaftet sind, gegen geringere Einnahmen, die mit grösserer Wahrscheinlichkeit erwirtschaftet werden, einzutauschen.

Ihr investiert in Erneuerbare und setzt allgemein sehr stark auf Nachhaltigkeit bei euren Finanzlösungen. Ist die Strategie der BKW mit ein Grund, warum ihr mit uns PPAs abschliesst?


Martin Ragettli: Bei der Auswahl des Stromabnehmers zählen primär das Gegenparteirisiko, die Vertragsstruktur und natürlich der Preis. Der Umstand, dass sich die BKW sehr stark der Nachhaltigkeit im klassischen Sinn verschrieben hat und sowohl finanziell als auch strategisch eine klare, konsistente und sehr erfolgreiche Linie verfolgt, hat die Partnerschaft beflügelt und verstärkt. Die IST legt grossen Wert auf langfristige Geschäftsbeziehungen und verlässliche Vertragspartner. Uns gibt es zwar noch nicht ganz so lange wie die BKW, aber immerhin auch schon über 55 Jahre, und mit unserer geschichtsträchtigen gemeinsamen Schweizer DNA ist das gegenseitige Vertrauen natürlich sehr hoch.

Foto von Martin Ragettli, Head of Private Infrastructure Equity bei IST
Martin Ragettli ist als Head of Private Infrastructure Equity bei IST für ein Infrastrukturportfolio von einer Milliarde Franken verantwortlich, darunter auch Erzeugungsanlagen im Bereich erneuerbare Energien. Foto: Albiana Selmani

Amanda, vergeben wir uns da nicht Opportunitäten, am Handelsmarkt mehr dafür zu erhalten als im vereinbarten Fixpreis?


Amanda Niklaus: Dank des starken Fundaments der BKW, unserer Handelsaktivitäten und unserer eigenen Kraftwerke sind wir in einer viel besseren Position, Risiken aus der Produktion erneuerbaren Stroms zu übernehmen und zu managen als ein Projektentwickler oder ein Fonds, dessen Stärke woanders liegt. Es ist eine Win-win-Situation: Wir bieten eine Dienstleistung zur Bewältigung kommerzieller Risiken im Bereich erneuerbare Energien an, indem wir Sicherheit durch einen Fixpreis für den von der Anlage erzeugten Strom bieten. Gleichzeitig kann die BKW diese grüne Energie von den Produzenten zu den Kundinnen und Kunden in der Schweiz und im Ausland bringen und so die Energiewende entlang der Wertschöpfungskette unterstützen: Strom produzieren, verteilen und effizient nutzen.

«Am Ende des Tages haben beide Parteien etwas davon.»
Martin Ragettli, Head of Private Infrastructure Equity bei IST

Und die gleiche Frage an dich, Martin. Auch ihr könntet auf dem Markt vielleicht bessere Renditen erzielen.


Martin Ragettli: Uns geht es nicht um Überrenditen, sondern um Stabilität und Kapitalschutz. Berücksichtigt man den langfristigen Anlagehorizont von Infrastrukturanlagen, beispielsweise die Lebensdauer von 25 oder mehr Jahren eines Windparks, erscheint eine vertragliche Abmachung von einigen Jahren geradezu kurz. Am Ende des Tages haben beide Parteien etwas davon. Die IST hat keine Handelsabteilung für Strom, und unser Erzeugungspark ist zu klein, um ein Handelsteam aufzubauen. Zudem fehlt uns der direkte Endkundenzugang. Deshalb ermöglichen wir es lieber der BKW, einen Gewinn aus diesem Geschäft zu generieren, und erhalten dafür einen qualitativ hochwertigen Abnahmevertrag.

Amanda, im Jahr 2023 konntet ihr viele PPAs, also Abnahmeverträge für Grünstrom, abschliessen. Wie gross ist das Gesamtvolumen unserer gesamten PPA-Verträge und mit wie vielen Partnern haben wir diese abgeschlossen? Und wie geht es weiter?


Amanda Niklaus: Wir arbeiten mit über 50 verschiedenen Vertragsparteien und haben in diesem Jahr PPAs über ein halbes Gigawatt Leistung abgeschlossen. 

Fürs nächste Jahr haben wir uns weiterhin viel vorgenommen. Einerseits planen wir, in Deutschland das PPA-Geschäft weiter auszubauen – auch auf der Angebotsseite: Wir haben ein neues Unternehmen in Deutschland gegründet, um Marktkunden direkt beliefern zu können. Andererseits wollen wir in Sachen langfristige Abnahmeverträge für Grünstrom auch in andere Länder expandieren. Es bleibt spannend.

 

 

 

Amanda Niklaus verantwortet als Head of Renewables PPA die langfristigen Stromabnahmeverträge für die BKW.

Martin Ragettli ist als Head of Private Infrastructure Equity bei IST für ein Infrastrukturportfolio von einer Milliarde Franken verantwortlich, darunter auch Erzeugungsanlagen im Bereich erneuerbare Energien.

Beitrag aus Inmotion

Dieser Beitrag stammt aus «Inmotion», dem Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BKW Gruppe. Die ganze Ausgabe als PDF finden Sie hier.

IST Investmentstiftung

Die IST Investmentstiftung ist eine Anlagestiftung nach schweizerischem Recht und durch die Eidgenössische Aufsichtsbehörde für berufliche Vorsorge (OAK BV) reguliert. IST3 INFRASTRUKTUR GLOBAL ist Teil der IST Investmentstiftung, die 1967 gegründet wurde und insgesamt rund 9,5 Milliarden Franken an Vorsorgekapital von mehr als 460 Schweizer Pensionskassen verwaltet. Im Rahmen des alternativen Anlageangebots der IST zielt die direkte Infrastrukturanlagestrategie der IST3 INFRASTRUKTUR GLOBAL darauf ab, Schweizer Pensionskassenkapital zu bündeln, um diversifiziert in Infrastrukturanlagen in OECD-Ländern zu investieren. IST3 verfolgt eine langfristige Anlagestrategie in Infrastrukturprojekte mit möglichst visiblen und stabilen Geldflüssen.

Mehr erfahren: istfunds.ch

Langfristige Stromvermarktung (PPA)

Langfristige Stromvermarktung (PPA)

Power Purchase Agreements (PPA's) sind langfristige Stromlieferverträge. Sie sichern den Weiterbetrieb Ihrer Erzeugungsanlage und ermöglichen Planungs- und Erlössicherheit. Mit der richtigen Partnerin an Ihrer Seite gehen Sie den nächsten Schritt der Energiewende.

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