Warum hätte die BKW einst beinahe zwei KKWs betrieben?

Ein zweites Mühleberg oder ein erstes Graben? Vor dem Kernkraft-Ausstieg hatte die BKW jahrzehntelang Pläne für ein zweites KKW.

Die Gemeinde heisst Graben. Eigentlich ist sie gar kein Ort, eher eine Streusiedlung mit vielen Bauernhäusern. Einwohnerzahl: knapp über 300. Die Lage aber idyllisch, direkt an der Aare, zwischen Wangen und Langenthal im bernischen Oberaargau. Dieses kleine Graben machte in den 1970er- und 1980er-Jahren Schlagzeilen. 

Das Volk sagte sogar Ja

Schon in den 60ern, während das KKW Mühleberg im Bau war, begann die BKW ein zweites Kernkraftwerk zu planen und dafür Land zu kaufen. Die Anlage sollte in Graben entstehen und das grösste KKW der Schweiz werden. Der vermeintlich entscheidende Schritt dazu geschah Ende 1979 an der Urne: Die Bevölkerung von Graben hiess eine Umzonung knapp mit 43 zu 40 Stimmen gut. Damit schien der Bau möglich.

Ein Modell des KKW Graben.
Ein Modell des KKW Graben.

Doch gleich im Folgejahr durften interessierte Kreise ihre Einsprachen gegen das Rahmenbewilligungsgesuch beim Bund eingeben. Die Zahl dieser Einsprachen: stolze 24’500, darunter 37 von verschiedenen Berner Gemeinden. Dennoch lebte das Projekt weiter – bis Mitte 1988, als die BKW an ihrer Bilanzmedienkonferenz erklärte, bereit für Verhandlungen für einen Verzicht aufs Projekt zu sein.

Der nächste Anlauf startete 2007. An ihrer Jahresmedienkonferenz teilte die BKW nun mit, dass sie einerseits auf eine unbefristete Betriebsbewilligung für Mühleberg hoffe – und andererseits ein zweites Kernkraftwerk als Ersatz bauen wolle, vorzugsweise am gleichen Standort. 2011 sagte sogar das Stimmvolk des Kantons Bern Ja zu Mühleberg II – just einen Monat vor der Katastrophe von Fukushima, die zu einem Umdenken in der Energiepolitik führte. Trotz positivem Volksentscheid wurde Mühleberg II in der Folge nie gebaut und Mühleberg I schliesslich aus wirtschaftlichen Gründen vom Netz genommen.

Archivaufnahme: Der mit Kugelschreiber gezeichnete Pfeil zeigt auf die Stelle, wo das zweite KKW hingekommen wäre.
Archivaufnahme: Der mit Kugelschreiber gezeichnete Pfeil zeigt auf die Stelle, wo das zweite KKW hingekommen wäre.

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