Warum die BKW jetzt auch Fahrleitungen für Züge und Trolleybusse baut

«Wir realisieren Fahrleitungsprojekte für die SBB und Privatbahnen in der Westschweiz aber auch unsere erste Fahrleitung für Trolleybusse in Genf ist bereits in Bau», sagt Stefan Iseli im Interview. Zudem erläutert der CEO der Arnold AG, weshalb BKW Infra Services in den Fahrleitungsbau einsteigt, warum das Unternehmen die ideale Partnerin für die SBB und andere Bahnbetreiber ist – und welche höheren, innovativen Ziele der Konzern mit diesem strategischen Markteintritt verfolgt.

Stefan Iseli, die BKW baut jetzt auch Fahrleitungen für Züge und Trolleybusse. Wie ist die Idee für dieses neue Geschäftsfeld entstanden?


Stefan Iseli: Wir von der Arnold AG aus dem Netzwerk von BKW Infra Services haben dieses wachsende Marktsegment schon länger auf unserem Radar; denn eine Fahrleitung ist ja – vereinfacht gesagt – nichts anderes als eine Stromleitung für Züge und deshalb nahe an dem, was wir bereits seit langem machen. Nun hat sich mit der Übernahme der Westschweizer Duvoisin Groux Gruppe, genauer gesagt von DG Rail, eine hervorragende Chance für den strategischen Einstieg in dieses Geschäftsfeld geboten; Zusätzlich zu den vielen tollen Projekten für unsere Bahnkunden in der Westschweiz, bauen wir mit unserer neuen Tochtergesellschaft seit diesem Jahr Fahrleitungen für die Trolleybusse in der Stadt Genf.

Stefan Iseli, CEO der Arnold AG
Stefan Iseli, CEO der Arnold AG

Dass die BKW Stromleitungen bauen kann, ist seit über 100 Jahren bekannt. Welche Synergien kann der Konzern für den Bau von Fahrleitungen nutzen?

Obschon es Ähnlichkeiten beim Handwerk gibt, sind es zwei unterschiedliche Fachbereiche und zwei unterschiedliche Berufe. Doch die Arnold AG kennt die Bedürfnisse und Sicherheitsanforderungen der Bahnbetreiber, da wir bereits seit Jahren mit der SBB zusammenarbeiten, indem wir Freileitungen für die SBB bauen und instandhalten, Stromanschlüsse zu ihren Fahrleitungen bauen und Erdungsrückleiter realisieren. Die Synergien sind tatsächlich sehr gross. Doch wir verfolgen höhere, innovative Ziele mit unserem Eintritt in den Fahrleitungsbau.

Das tönt spannend. Bitte werden Sie konkret!

Obschon wir mit dieser Akquisition seit neustem 30 Schienenfahrzeuge besitzen, die wir für die neue Tätigkeit auch brauchen, sind wir trotzdem kein Bauunternehmen, das mit Bagger und Lastwagen angefahren kommt, sondern wir wachsen als Technologieunternehmen. Was wir im Visier haben sind die technisch anspruchsvollen Arbeiten, für die wir qualifiziertes Personal brauchen und deshalb investieren wir stark in die Aus- und Weiterbildung und befähigen unsere Mitarbeiter Verantwortung zu übernehmen. Zudem haben wir eine Digitalisierungsstrategie bei Arnold erarbeitet sowie die Innovationskraft der ganzen BKW Gruppe im Rücken. Vor diesem Hintergrund sehen wir viele Ansätze, wie wir rund um die Fahrleitungen auch grossen Mehrwert für unsere Kunden schaffen können. Gerade von der Methode des Building Information Modeling (BIM)- versprechen wir uns Innovationen, mit denen die BKW den Fahrleitungsbau mit neuen Lösungen erweitern kann.

Die Erneuerung der Bahninfrastruktur und dadurch auch der Fahrleitungsbau ist ein stark wachsender Markt; das Schweizer Parlament hat knapp 13 Milliarden Franken für den Ausbauschritt 2035 der Bahninfrastruktur gesprochen. Wie wichtig war dieser Umstand für den Markteintritt der BKW?

Die Schweiz als Hochpreisinsel muss eine perfekte Infrastruktur haben, denn so gewinnt das Land einen Wettbewerbsvorteil in Europa und auf der ganzen Welt. Nur wenn die Schweiz in der Champions League der Infrastruktur mitspielt, siedeln sich neue Technologie- und Industriebetriebe hierzulande an. Die Politik hat das erkannt und wichtige Schritte unternommen, um die gesamte Netzinfrastruktur auf ein Top-Niveau zu bringen. Von dieser Entwicklung profitiert die BKW und ihre Tochtergesellschaften wie die Arnold AG.

Die BKW will zusammen mit der SBB und den anderen Bahnunternehmen in der Schweiz die Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr der Zukunft bauen. Das passt doch perfekt zur nachhaltigen Vision des Unternehmens.

Das passt sehr gut zusammen, denn die SBB hat den grünen Bonus und die BKW will Lösungen für eine lebenswerte Zukunft schaffen. Doch auch im Alltag der Projekte und Prozesse sind wir für Bahn-, Tram- und Busbetreiber die ideale Partnerin, weil beim öffentlichen Verkehr alle vier Standbeine der Arnold AG ineinandergreifen: Verkehr, Energie, Telekom und Wasser.

Können Sie uns diese Zusammenhänge der vier Standbeine mit konkreten Beispielen vor Augen führen?

Gerne: Im Verkehrsbereich bauen wir die Fahrleitungen entlang des Schienennetzes und im Energiebereich bringen wir Energie zu den Zügen, damit diese fahren können. Zudem kümmern wir uns auch gleich um die Elektromechanik für die Ticketautomaten und Anzeigetafeln bei den Bahnhöfen. Unser Know-how geht aber noch weiter: Mit Glas- und Kupferkabeln sowie Telekom-Dienstleistungen ermöglichen wir den Datentransfer zwischen den Geräten der ÖV-Betreiber – und mit unseren Wasserdienstleistungen betreiben wir Hydranten in Tunnels und bauen Rohrleitungen für die Wasserversorgung sowie die Abwasserbewirtschaftung. Das macht uns zu einem Komplettanbieter, weil der Kunde bei uns alles aus einer Hand erhält und mit jedem Auftrag Zugang zu sämtlichen Dienstleistungen im umfassenden BKW Netzwerk hat.

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