Weshalb braucht die BKW eine neue Strategie?
Die bisherige Strategie der BKW reicht nur bis ins Jahr 2026. Es ist also Zeit, etwas weiter in die Zukunft zu schauen. Zudem haben sich in den letzten Jahren die Märkte und die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden massiv verändert. Darauf reagieren wir nun.
Was macht den Kern der neuen Strategie aus?
Der Name «Solutions 2030» sagt es schon: Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden Lösungen anbieten, mit denen sie für die Herausforderungen der Energiewende gewappnet sind.
Hat das die BKW nicht schon bisher gemacht?
Doch. Wir wollen uns aber noch stärker auf die Nachhaltigkeit fokussieren. Mit «Solutions 2030» verfolgt die BKW ambitionierte Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Klima, Energie, Natur und Menschen. Das heisst zum Beispiel: Wir reduzieren unsere Emissionen, setzen den Ausbau der erneuerbaren Energien konsequent fort, bieten massgeschneiderte Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden und erhöhen die Energieeffizienz bei Infrastrukturen und Gebäuden. Im Fokus unserer neuen Strategie stehen also Wachstum, Excellence und Nachhaltigkeit.

«Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden Lösungen anbieten, mit denen sie für die Herausforderungen der Energiewende gewappnet sind.»
Weshalb ist das interessant für die Investorinnen und Investoren der BKW?
Erstens ist die BKW in Märkten tätig, die attraktive Wachstumschancen bieten. Zweitens hat die BKW einen hervorragenden Leistungsausweis. Und drittens sind auch die Investorinnen und Investoren angehalten, nachhaltiger zu investieren. Und das können wir mit unseren Nachhaltigkeitszielen bieten.
Wer als Aktionärin und Aktionär in die BKW investiert, leistet einen Beitrag für die erneuerbare Energiezukunft?
Genau. Und damit ist die BKW beispielsweise auch attraktiv für grüne Anlagefonds, die nur in Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell investieren.
Haben die Investorinnen und Investoren Druck gemacht, dass die BKW schneller nachhaltiger wird?
Der Druck für mehr Nachhaltigkeit steigt von allen Seiten: Von den Investorinnen und Investoren, von den Kapitalgebern, von den Regulatoren. Aber auch von unseren Kundinnen und Kunden. Und von unseren Mitarbeitenden. Sie alle wollen eine nachhaltige BKW – und ich auch. Das ist eine grosse Chance für uns, weiter zu wachsen und attraktiv zu bleiben. Die BKW kann nicht nur vermehrt nachhaltige Lösungen anbieten, die auf dem Markt tatsächlich nachgefragt werden, sondern auch als ein nachhaltiges Unternehmen handeln.
Was sind die konkreten Nachhaltigkeitsziele, die sich die BKW mit der neuen Strategie gesetzt hat?
Im sozialen Bereich sind vor allem unsere Mitarbeitenden wichtig. Dort investieren wir weiter in Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Und wir treiben Themen wie Diversität und Inklusion sowie Kompetenz-, Führungs- und Talententwicklung stärker voran. Zudem halbiert die BKW bis 2030 die CO2-Intensität ihrer Geschäftstätigkeit im Scope 1 und 2 gegenüber 2022. Bis 2040 wollen wir in diesem Bereich Netto-Null erreichen.
Da gibt es einiges zu tun – schliesslich ist die BKW noch an einem Kohlekraftwerk in Deutschland beteiligt.
Das stimmt. Um unsere Nachhaltigkeitsziele im Bereich Klima und Energie zu erreichen, verfolgen wir zwei Wege: Einerseits wollen wir die erneuerbare Energieproduktion konsequent weiter ausbauen. Andererseits haben wir schon länger gesagt, dass wir aus der Kohle aussteigen werden. Hier müssen wir nun einen gangbaren Weg finden, da wir am betreffenden Kohlekraftwerk nur eine Minderheitsbeteiligung haben und uns deshalb mit den anderen Eigentümern absprechen müssen.
Neben Nachhaltigkeit ist Wachstum ein zweiter Pfeiler der neuen Strategie. Wo will die BKW grösser werden?
Stark wachsen wollen wir im Bereich Energy Solutions: In diesem Geschäftsfeld werden wir die erneuerbare Energieproduktion selektiv stärken, insbesondere mit Wind und Solar in der Schweiz und im Ausland. Und wir wollen den Ausbau der Wasserkraft in der Schweiz starten – auch wenn wir bis 2030 noch keine neue Staumauer in Betrieb nehmen können. Dazu kommt der Ausbau von Flexibilitäten mit der Installation von grossen Batterien.
Fasst die BKW auch den Bau eines neuen Kernkraftwerkes ins Auge?
Diese Frage stellt sich im Moment nicht. Erstens ist der Bau von neuen Kernkraftwerken in der Schweiz nach wie vor verboten. Zweitens sind bei dieser Technologie so viele Fragen offen, dass sie für unsere Strategie bis 2030 schlicht kein Thema ist. Wir wollen mit «Solutions 2030» jene Projekte umsetzen, die tatsächlich realisierbar sind. Und so die Erlöse generieren, die wir für unser weiteres Wachstum brauchen.
Wo will die BKW im Bereich massgeschneiderte Lösungen für Kundinnen und Kunden mit hohem Strombedarf wachsen?
Ich geben Ihnen ein Beispiel: Eine Grossbäckerei startet sechs Mal pro Woche morgens um zwei Uhr die Öfen, ihr Stromverbrauch ist bis in den Morgen hinein sehr hoch. Für den Rest des Tages braucht das Unternehmen nur wenig Energie. Dieser Bäckerei können wir den Strom für ihr Verbrauchsprofil in der gewünschten Qualität anbieten, also beispielsweise vollständig erneuerbar. Das geht, weil wir eine breite Palette von Kraftwerken besitzen, die sich hervorragend ergänzen. Zudem kennen wir die Märkte sehr gut.
Können das andere Stromunternehmen nicht?
Doch, klar. Wir sehen aber, dass solche Lieferverträge oft lange Laufzeiten haben. Für die Kundinnen und Kunden ist es dabei von Vorteil, mit der BKW eine Partnerin zu haben, die finanziell sehr stabil ist. So haben sie die Gewissheit, dass die BKW den Strom auch dann liefern kann, wenn es Turbulenzen an den Märkten geben sollte.
Was sind Ihre Wachstumspläne für Power Grid?
Im Bereich Power Grid wachsen wir im Rahmen dessen, was beim Netzausbau für die Energiewende notwendig ist. Denn das Netz muss stärker werden, um Solaranlagen, Wärmepumpen und Ladestationen anschliessen zu können.
Und bei Infrastructure & Buildings?
In diesem Geschäftsfeld wollen wir vor allem organisch wachsen: Der Bedarf an Energieeffizienz nimmt schnell zu. Da sehen wir grosse Chancen für die BKW. Wir sind schon heute das grösste börsenkotierte Energie- und Infrastrukturunternehmen der Schweiz. Die Investorinnen und Investoren können bei der BKW in die gesamte Energiewende investieren: Von der erneuerbaren Energieproduktion und dem Handel über die Stromnetze bis hin zum effizienten Einsatz der Energie in Gebäuden und Infrastruktur. Bei der neuen Strategie gilt aber immer: Profitabilität vor Wachstum. Wir wollen also nur dort wachsen, wo wir Gewinne erzielen.
Neben Nachhaltigkeit und Wachstum ist Excellence der dritte Pfeiler der Strategie «Solutions 2030». Was ist damit gemeint?
Unter dem Begriff Excellence wollen wir unsere Prozesse kontinuierlich verbessern. Es ist wichtig, dass wir trotz Wachstum unsere heutige finanzielle Stabilität halten und uns keine unnötigen Risiken aufladen. Das Risikomanagement ist in unserem Geschäft zentral. Zudem wollen wir in all unseren Tätigkeiten einen starken Kundenfokus haben. Teilweise sind wir da schon sehr gut, teilweise haben wir noch Verbesserungspotenzial.
Wo hat die BKW beim Kundenfokus noch Luft nach oben?
Im Bereich Infrastructure & Buildings sind wir schon sehr nah an den Kundinnen und Kunden – auch geografisch. Im regulierten Geschäft haben wir bei der Ausrichtung auf die Kunden noch Potenzial – auch wenn hier der Handlungsspielraum kleiner ist. Wir wollen ein Unternehmen sein, zu dem man gerne kommt und das seinen Kundinnen und Kunden ein tolles Erlebnis bietet.
Die neue Strategie läuft bis 2030. Was für ein Unternehmen wird die BKW dann sein?
2030 wollen wir ein Unternehmen sein, das einen wesentlichen Beitrag leistet zur Energiewende. Wir brauchen alle erwähnten Elemente, damit wir unsere Lösungen im Markt umsetzen können. Deshalb heisst die Strategie auch «Solutions 2030»: Wir wollen als Macherin auftreten und bei den Kundinnen und Kunden Erfolg haben.
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