Bald ist es ein Jahr her, seit das Kernkraftwerk Mühleberg abgeschaltet wurde. Wer denkt, dass die Gebäude nun demnächst abgebrochen werden, irrt. Bisher ist äusserlich noch nicht viel passiert. Das Areal schaut noch so aus, wie vor dem 20. Dezember 2019. Es wurden noch keine Gebäude abgebrochen. Erst Ende 2030 ist das KKM voraussichtlich frei von radioaktivem Material. Die Behörden werden das Areal kontrollieren und für eine neue Nutzung freigegeben. Und erst dann beginnt – abhängig davon, ob das Areal künftig industriell oder naturnah genutzt wird – der Abbruch von nicht mehr benötigten Gebäuden.

In den Gebäuden ist viel los

Im Innern des Kernkraftwerks ist in den letzten Monaten hingegen viel passiert. Da wurden etwa tonnenschwere Splitterschutzsteine entfernt oder nicht mehr benötigte Systeme und Komponenten markiert, ausser Betrieb genommen und demontiert. Insgesamt 3’000 Tonnen haben das KKM bereits verlassen.

Und trotzdem: Wer genau hinschaut, merkt, dass es auch auf dem Gelände nicht mehr ganz so ausschaut wie vor einem Jahr. Dass es nun doch schon bauliche Veränderungen gibt. Direkt an das Maschinenhaus grenzten bis vor kurzem noch zwei tonnenschwere Blocktransformatoren. Ihre Aufgabe während des Leistungsbetriebs: Sie transformierten die durch die Generatoren erzeugte Spannung auf 220’000 Volt. So gelangte der Strom von den Trafos aus schliesslich ins Netz.

Mächtige Trafos mit mächtigem Kran gehoben

Nun, da im KKM kein Strom mehr produziert wird, gibt es auch für die Blocktransformatoren keine Verwendung mehr. Entsprechend sind sie nun verschwunden. Bevor es so weit war, rollte ein 600-Tonnen-Autokran zum KKM. Hinzu kamen 12 weitere Lastwagen, welche die Anbauteile des Krans anlieferten. Mit seiner Höhe von 43 Metern, seinen 16 Meter langen Auslegern und seinem Gegengewicht von 160 Tonnen vermochte der Kran die maximale Last von 230 Tonnen zu heben. Das war genug, um die beiden Transformatoren von 190 respektive 175 Tonnen Gewicht zu bewegen. Zum Vergleich: Die grosse Glocke des Berner Münsters wiegt 10 Tonnen. Das Gewicht der beiden Blocktransformatoren entspricht somit 37 solcher Glocken.

Kran

Mächtige Lastwagen transportieren die Trafos

Weil parallel zum Abtransport der Blocktransformatoren auch der Ausbau der beiden je 144 Tonnen schweren Generator-Statoren anstand, waren die Platzverhältnisse vor dem Maschinenhaus herausfordernd. «Wir fragten uns: Wo stellen wir den Kran mit seinen 230-Tonnen-Auslegern auf?», sagt Sven Berger, Techniker im KKM und mitverantwortlich für die Transporte. Schliesslich sei es gelungen, beide Arbeiten gut aneinander vorbeizubringen und die Transformatoren auf die Tieflader umzuladen.

Zuerst hievten Experten den Blocktrafo B auf den 53 Meter langen 12-achsigen Tieflader. Der Speziallastwagen fuhr in zwei Nächten in den Werkhof Döttingen im Kanton Aargau. Weil dieser Blocktransformator noch viele Jahre eingesetzt werden kann, bekommt er ab 2021 im Kernkraftwerk Beznau ein zweites Leben. Block A folgte danach. Auf 11 Achsen bewegte sich der Transformator zur Firma Bühlmann Recycling nach Münchenwiler. Dort wird er fachgerecht demontiert und recyclet. «So schliesst sich der Wertstoffkreislauf wieder», sagt Berger.

Sven Berger ist froh, dass die Schwertransporte gut gelaufen sind. «Besonders herausfordernd war die erste Etappe, also die Bergfahrt in die Oberei von Mühleberg», sagt er. Während das KKM das Projekt leitete, gab es bei der Vorbereitung der Transporte Unterstützung durch Spezialisten der Arnold AG, also einem BKW Unternehmen. «Dafür sind wir sehr dankbar», sagt Sven Berger.

Lastwagen