Ronald Trächsel, die BKW hat trotz der angespannten geopolitischen Lage mit wirtschaftlichen Turbulenzen markant mehr Umsatz und Ebit erwirtschaftet. Warum?
Ronald Trächsel: Die BKW steht auf einem soliden Fundament, sie hat auf Stufe Umsatz und Ebit ein gutes Halbjahresergebnis 2022 erzielt und eine vielversprechende Zukunft vor sich. Wir haben ein weiteres Mal bewiesen, wie stark das Potential des BKW Geschäftsmodells ist. Die Kombination aus Wachstum und vorausschauendem Risikomanagement zahlt sich weiterhin aus.
Gehen der Krieg in der Ukraine und die Verwerfungen an den Energiemärkten einfach so spurlos an der BKW vorbei?
Selbstverständlich ist die BKW nicht immun gegen globale Krisen. Wir spüren diese beispielsweise im Dienstleistungsgeschäft: Da konnte zwar der Umsatz signifikant um 20 Prozent auf 835 Millionen Franken gesteigert werden, wozu die drei Kompetenzfelder BKW Engineering, BKW Building Solutions und BKW Infra Services alle gemeinsam beigetragen haben. Die globalen Schwierigkeiten in den Lieferketten und die Corona-Pandemie haben sich aber negativ auf die Marge und die Prozesseffizienz ausgewirkt. Die höheren Einkaufspreise konnten zudem noch nicht flächendeckend weitergeben werden. Deshalb fiel der Ebit im Geschäftsbereich Dienstleistungen etwas geringer aus als in der Vorjahresperiode.
Die Preise an den Energiemärkten sind stark gestiegen. Wie wirken sich diese auf die BKW aus?
Im Energiegeschäft helfen uns die hohen Preise, die positiven Effekte werden sich aber erst in den kommenden Jahren auf den Ebit auswirken, da wir unseren Strom mehrere Jahre im Voraus am Markt absichern und an unsere Kundinnen und Kunden verkaufen. Im ersten Halbjahr 2022 hat vor allem das Energiegeschäft und insbesondere die aktive Bewirtschaftung unserer Energiepositionen zum guten Halbjahresergebnis der BKW Gruppe beigetragen.
Politik und Medien haben im vergangenen Jahr oft über die angespannte Liquiditätslage von Unternehmen, die an der Strombörse handeln, debattiert. Wie gut steht es um die Liquidität der BKW?
Tatsächlich hat sich auch unser Liquiditätsbedarf für den Handel im letzten halben Jahr stark erhöht, weil mit den steigenden Preisen auch die Sicherheiten, die wir an der Strombörse hinterlegen müssen, stark angestiegen sind. Durch unsere vorausschauende Liquiditätsplanung und das aktive Management unserer Handelspositionen hatten wir die Liquiditätssituation jederzeit im Griff.
In den kommenden Jahren investiert die BKW über zwei Milliarden Franken in die Geschäftsbereiche Energie, Dienstleistungen und Netze. Was bezweckt die BKW mit diesen Investitionen?
Die Bereiche Energie und Dienstleistungen sind grosse Wachstumsmärkte, in welchen die BKW grosses Erfolgspotential sieht. Zudem leisten wir einen massgebenden Beitrag zur Dekarbonisierung mit Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energie und Dienstleistungen, welche die Energieeffizienz von Gebäuden und Infrastrukturen optimiert.
Wie lautet Ihre Prognose für das zweite Halbjahr 2022?
Die BKW bestätigt ihre Guidance fürs Jahresergebnis 2022 von CHF 460 bis 500 Millionen Ebit. Die politische und wirtschaftliche Entwicklung ist weiterhin mit grosser Unsicherheit verbunden.