Philipp, was muss man sich genau unter einer Dekarbonisierungsstrategie der BKW vorstellen?   

In der Schweiz verursachen die Mobilität und die Heizungen den Löwenanteil der CO2-Emissionen. Die BKW leistet mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und mit ihren Dienstleistungen im Bereich Photovoltaik, Elektromobilität und Energieeffizienz bereits einen grossen Beitrag an die Dekarbonisierung in Wirtschaft und Gesellschaft. Nun wollen wir uns vermehrt noch mit unserem eigenen Fussabdruck befassen – also mit den CO2-Emissionen, die wir als Unternehmen direkt verursachen. Im Vordergrund stehen dabei das Energiegeschäft und insbesondere die Stromproduktion.   

Wieso fokussiert diese Strategie vor allem auf die Stromproduktion?

Dank Wasser- und Kernkraft ist die Stromproduktion der Schweiz und auch der BKW weitgehend fossilfrei und somit CO2-arm. Die Ausnahme bilden flexibel einsetzbare Kraftwerke im Ausland, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Und dort entsteht der Grossteil unserer CO2-Emissionen, insbesondere wegen unserer Beteiligungen am Kohlekraftwerk Wilhelmshaven und an zwei italienischen Gaskraftwerken. Diese drei Anlagen sind für rund 85 Prozent der Emissionen der BKW Gruppe verantwortlich.   

Welches sind die Meilensteine der Dekarbonisierungsstrategie?   

Es sind drei: die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, der Ausstieg aus der Kohleverstromung und Net Zero im Energiegeschäft bis spätestens 2040.   

Fangen wir von hinten an: Net Zero bis 2040, ist das ein ambitioniertes Ziel?   

Die meisten nationalen und internationalen Szenarien streben Klimaneutralität bis 2050 an. Dies ist kein Selbstläufer und bedarf grosser Anstrengungen sowie einer Haltungsänderung. Also können wir bei 2040 durchaus von einem ambitionierten Ziel sprechen. Net Zero bedeutet, dass wir noch maximal neun Gramm CO2 pro Kilowattstunde ausstossen dürfen und diese Emissionen kompensieren müssen. Gegenüber 2022 ist das immerhin eine Reduktion um den Faktor zwölf. Die grosse Herausforderung besteht darin, günstige und jederzeit verfügbare Energie zu liefern und damit sowohl die Wirtschaft im Allgemeinen als auch die Unternehmensleistung der BKW weiter zu stärken.   

Philipp Hänggi ist Leiter des Geschäftsbereichs Produktion bei der BKW und Mitglied der Konzernleitung.
Philipp Hänggi ist Leiter des Geschäftsbereichs Produktion bei der BKW und Mitglied der Konzernleitung.

Damit wären wir beim Ausstieg aus der Kohle. Wie lässt sich der Kohlestrom ersetzen?   

Wir dürfen nicht vergessen, dass fossile Kraftwerke in kalten Wintern noch immer einen bedeutenden Beitrag an Versorgungssicherheit und Netzstabilität in Europa leisten. Diese flexible Produktion zeitnah zu ersetzen, wird anspruchsvoll. Einen Teil der Flexibilität im Winter können wir mit Speicherseen ersetzen – aber natürlich nur, wenn wir Projekte wie die Trift und die Erhöhung der Grimsel-Staumauer auch wirklich realisieren können. Daneben werden wir aber auch auf Speichertechnologien wie Batterien oder synthetische Gase setzen müssen, die sich zurzeit allerdings noch kaum wirtschaftlich betreiben lassen.   

Bleibt schliesslich noch der erste Meilenstein, die Fahrzeugflotte. Was ist da konkret vorgesehen?   

In der Konzernleitung sind wir uns einig, dass wir unsere Fahrzeuge so rasch wie möglich mit alternativen Treibstoffen betreiben wollen. Bei den Personenwagen wird das einfacher gehen, weil wir bei Neuoder Ersatzbeschaffungen auf Elektrofahrzeuge setzen können. Anspruchsvoller ist es, Nutzfahrzeuge ohne erhebliche Nachteile umzustellen, weil es noch wenige zielführende Angebote auf dem Markt gibt.

Medienmitteilung: Die BKW strebt Net Zero bis 2040 an

Medienmitteilung: Die BKW strebt Net Zero bis 2040 an

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