Wie wichtig ist in deinen Augen der Internationale Tag für die Rechte der Frau, der jedes Jahr am 8. März gefeiert wird?
Der internationale Frauentag ist von grosser Bedeutung. Zum einen können wir an diesem Tag die bereits erreichten sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen sowie politischen Errungenschaften von Frauen feiern. Hierbei sollten wir all denen danken, die dazu beigetragen haben, dass die Gleichberechtigung von Frauen weiter voranschreitet. Sich wirklich für ein Thema einzusetzen und etwas zu bewegen, erfordert viel Mut und Engagement.
Gleichzeitig dient der Tag dazu, auf die noch bestehenden Ungleichheiten und Herausforderungen aufmerksam zu machen, mit denen Frauen weltweit noch konfrontiert sind. Es müssen zum Teil noch riesige Fortschritte gemacht werden, wenn man an extreme Themen wie z.B. die weibliche Beschneidung denkt, die leider immer noch in einigen Ländern vollzogen wird. Auch das Thema häusliche Gewalt hat leider nach wie vor zu hohe Zahlen. Und dann gibt es auch heute noch Themen in der Arbeitswelt, wie z.B. Lohnungleichheit oder die ungleiche Verteilung von Erwerbs- und Carearbeit.
Welchen Stellenwert hat die Frauenförderung in der BKW?
Das Thema Gleichstellung nimmt die BKW ernst und hat in der Unternehmenskultur einen hohen Stellenwert. Hierbei fokussieren wir uns aber nicht nur auf das Thema Frauenförderung. Die BKW steht für eine inklusive Unternehmenskultur, in der alle Menschen gerechte Chancen erhalten, unabhängig vom Geschlecht, Alter, Herkunft oder anderen Merkmalen. Dies ist auch in unserem Verhaltenskodex verankert.
Um aber zurückzukommen auf das Thema Frauenförderung: wir arbeiten aktiv daran, für Frauen ein attraktives Arbeitsumfeld bei der BKW zu schaffen. Das ist in einigen unserer Geschäftsbereiche nicht ganz einfach, da wir viele Berufe haben, die als sogenannte «Männerberufe» verortet sind. So z.B. der Beruf des Netzelektrikers. Da haben wir derzeit leider noch einen geringen Frauenanteil, den wir über die nächsten Jahre kontinuierlich steigern wollen.

Gibt es konkrete Massnahmen in der BKW?
Wir arbeiten stark daran, die Vereinbarkeit von Beruf und persönlicher Lebenssituation zu fördern und bieten daher wann immer möglich flexible Arbeitsmodelle. In einem unserer Geschäftsbereiche werden alle Stellen mit einem Pensum von 50 – 100% und der Option auf Job- und Topsharing publiziert. So konnten schon erste Vollzeitstellen mit Frauen-Tandems besetzt werden. Weitere Geschäftsbereiche sollen zügig diesem Beispiel folgen.
Zudem pflegen wir einige strategische Partnerschaften, so z.B. mit Advance, dem führenden Wirtschaftsverband für die Gleichstellung der Geschlechter in der Schweiz. In diesem Netzwerk sind 145 in der Schweiz ansässige Unternehmen angegliedert, die sich für die Erhöhung des Anteils von Frauen im Management einsetzen. Die Konzernleitung hat Ende 2023 die Advance Charta unterzeichnet und sich damit bekannt, ein chancengerechtes Arbeitsumfeld zu fördern und den Frauenanteil zu steigern.
Seit 2024 ist die BKW Mitglied in «Women in Power». Das ist das Frauennetzwerk der Schweizer Energiebranche, das weibliche Fach- und Führungskräfte zusammenbringt, Workshops anbietet, etc.! Wir verfügen auch über ein internes Frauennetzwerk, das wir weiter sukzessive ausbauen wollen.
Zudem versuchen wir, bereits junge Frauen für unsere MINT-Berufe zu begeistern. So nehmen wir am Women’s Contact Day in Zürich teil, bei dem eine ausgewählte Anzahl Firmen Studentinnen die Möglichkeit bietet, sich mit Arbeitgebervertreterinnen zu ihrer zukünftigen Karriere auszutauschen. Wir geben Infoveranstaltungen in Schulen und Oberstufen und nehmen an Berufsmessen teil, bei denen wir aktiv auf junge Frauen zugehen.
Gab es in deiner Karriere Vorbilder, die dich besonders geprägt haben?
Ich denke, am meisten in meinem Leben hat mich mein Vater geprägt, der mir von klein auf beigebracht hat, dass man im Leben alles erreichen kann und mir das nötige Selbstvertrauen hierfür mit auf den Weg gegeben hat. Die Sozialisierung darf man nämlich meiner Ansicht nach beim Thema Männer und Frauen auch nicht ausser Acht lassen. Jungen werden in der Kindheit doch meistens mehr dazu ermuntert, sich Dinge zuzutrauen, als Mädchen, die eher behütet werden.
Für mich ist der internationale Frauentag ein wunderbarer weiterer Beweis dafür, dass man wirklich alles schaffen kann. 1995 gab es nur in zwölf Ländern gesetzliche Sanktionen gegen häusliche Gewalt, heute haben 193 Länder gesetzliche Massnahmen.
Es liegt noch viel vor uns, aber wir haben auch schon unheimlich viel geschafft. In diesem Sinne: happy Women’s day!