Yamshid, Sie sind Data Scientist – was genau ist das eigentlich?

Data Scientists kommen normalerweise aus der Informatik – ich komme aus dem Business, daher kenne ich die spezifischen Fachherausforderungen aus eigener Erfahrung. Die zentralen Fragen in meinem Arbeitsbereich: Auf welche Daten haben wir Zugriff und wie können wir damit Mehrwert für unsere Kunden generieren. Das können interne Daten aus dem Netz oder Messdaten von Kunden sein, aber auch öffentliche Geoinformationen, wie das Solarpotenzial von Gebäuden – je mehr desto besser. Unsere Aufgabe ist, die Daten technologieunabhängig zu integrieren und für die verschiedensten Anwendungen, zum Beispiel für Maschine Learning, Künstliche Intelligenz oder selbst geschriebene Programme nutzbar zu machen.

Es geht also immer um einen handfesten Mehrwert. Ein Beispiel: Dank der Kombination verschiedener aktueller Daten aus unterschiedlichen Quellen können wir alle Kunden der BKW mit präzisen Angaben bei der Entscheidung für die optimale Grösse ihrer zukünftigen Solaranlage unterstützen. Ein anderes, bodenständiges Beispiel: Dienstbarkeitsverträge mit den Grundeigentümern wurden die letzten hundert Jahre manuell ausgewertet, weil die Daten darin unstrukturiert in Textform vorliegen. Wir arbeiten an einem Projekt, das diesen Prozess über Maschine Learning automatisiert. Das spart im Vergleich mit einer manuellen Digitalisierung Geld und vor allem Zeit, die dann für wichtigere Aufgaben zur Verfügung stünde.

Yamshid Farhat Quiñones, Data Scientist
«Wir gestalten jetzt die Zukunft der Energie. Das hatten wir zwar auch 2013 schon gedacht, aber ich glaube, jetzt ist es wirklich so weit.»

An was denken Sie zuerst, wenn Sie das Wort «Zukunft» hören?

Ich denke, alles wird dezentraler und die E-Mobilität nimmt zu. Im Grunde haben wir aber keine Ahnung, wie die Zukunft in 20 Jahren wirklich aussehen wird. Unglaublich, wie exponentiell schnell die Entwicklung ist. Das macht meine Arbeit so spannend – und auch wichtig.

Was sehen Sie als die grösste Herausforderung für die BKW, um auch in Zukunft noch gut aufgestellt zu sein?

Das wichtigste ist, dass alle Stakeholder zusammenarbeiten. Wir haben uns dazu in einem interdisziplinären Team namens NetIntel organisiert: Datenexperten, Cloud-Technologieexperten, Geoexperten und Netzexperten arbeiten hier zusammen, um immer komplexere Projekte umsetzen zu können. Wir arbeiten agil in 3-Wochen-Sprints, setzen erst kleinere Use-Cases erfolgreich um und multiplizieren den Erfolg dann mit ähnlichen Fällen.

«Meine Arbeitsmethode ist gutes Networking. Ich versuche, an allen Abteilungen nahe dran zu sein, die Probleme zu verstehen und dafür gemeinsam Lösungen zu finden – das geht nur mit einer internen und agilen Entwicklung.»

Was ist aktuell Ihr spannendstes (Zukunfts-)Projekt?

Das Innovationsprojekt HIVE. Die Elektromobilität, dezentrale Batteriespeicher und der Zubau von Photovoltaikleistungen führen zu einer noch nie dagewesenen und stetig steigenden Komplexität des Energiesystems. Diese Komplexität kann nicht alleine durch Fachexpertise und Erfahrung gemeistert werden, sondern bedarf intelligenter Algorithmen und Modelle. Ausgehend von einzelnen Energie-Assets (z.B. PV-Anlage, Batteriespeicher, Ladestation usw.) können wir deren Auswirkungen und Wechselwirkungen auf relevante Netz-, Energie-, und Klimakennzahlen simulieren. Diese HIVE-Intelligenz bildet die Grundlage für die Planung und den Betrieb von Energiezellen.

Kann man sich als Mitarbeitender auf die Zukunft vorbereiten? Was würden Sie den Kollegen empfehlen?

Die BKW braucht Datenfähigkeiten. Andere Branchen wie der Medien- oder Finanzsektor, sind da schon weiter, in der Energie-Branche geht es jetzt erst richtig los. Hier kann man als Datenexperte wirklich die Zukunft mitgestalten.

Yamshid Farhat Quiñones, Data Scientist
«Vor 10 Jahren kam ich frisch von der Uni – alles war sehr innovativ und auf Forschung für die Zukunft ausgerichtet. Inzwischen habe ich gelernt, dass es sehr viele konkrete Herausforderungen in der Praxis gibt, gerade unter dem Gesichtspunkt der Versorgungszuverlässigkeit.»

Yamshid Farhat Quiñones

ist seit Februar 2013 bei der BKW. Angefangen hat er damals bei Smart Grid Engineering, wechselte später zum Team digitale Lösungen Verteilnetz und gehört heute zum Bereich Innovation und digitale Technologie von BKW Power Grid. Der studierte Elektroningenieur hat einen Masterabschluss in Energie mit dem Schwerpunkt Wind Power Systems von der Aalborg Universität, ein CAS in Projektmanagement und bildet sich laufend «on the job» weiter. Die BKW unterstützt ihn dabei – aktuell bei seiner Doktorarbeit an der Universität Bern im Bereich Künstliche Intelligenz.

Position: Data Scientist Grid Analytics

Unternehmen: Power Grid, Geschäftsbereich Netze

Das zellulare Energiesystem

Das zellulare Energiesystem

Endaprime by BKW hat das zellulare Energiesystem entwickelt, welches auch in Zukunft eine qualitativ hochstehende Versorgungsqualität garantiert.

Beitrag aus Inmotion

Dieser Beitrag stammt aus «Inmotion», dem Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BKW Gruppe. Die ganze Ausgabe als PDF finden Sie hier.