Wer wegen Corona im Homeoffice arbeitet, erspart sich den Arbeitsweg. Und weil die Kinder während des Lockdowns nicht in die Schule mussten, konnten viele Familie später Frühstücken, und trotzdem rechtzeitig mit ihrer Arbeit beginnen. Es überrascht deshalb kaum, dass sich Millionen Menschen am Morgen ein bisschen mehr Schlaf gönnten – so die Reaktion in Deutschland.

«Morgens nutzen unsere Kundinnen und Kunden später Strom als sonst», sagte ein Sprecher der Stadtwerke München während der Coronakrise in diesem Artikel gegenüber der deutschen Presseagentur. Bei den Augsburger Stadtwerken hiess es, dass der Anstieg des Stromverbrauchs am Morgen etwa eine Stunde später einsetzt als normal. In Leipzig war es ähnlich: «Der morgendliche deutliche Anstieg des Stromverbrauchs setzt in Leipzig ein wenig später ein als vor Corona», sagte ein Sprecher der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft.

Wecker
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Raus aus den Federn im BKW Gebiet

Anders sieht es im Versorgungsgebiet der BKW aus: Hier haben die Leute im Homeoffice offenbar zur gleichen Zeit aufgestanden wie immer. Das jedenfalls lässt ein Blick in die Stromverbrauchskurve vermuten: «Ein späteres Aufstehen ist aus dem Stromverbrauch nicht direkt ablesbar», sagt Walter Bucher, BKW Leiter Energy Logistics. Bei Privathaushalten sei im Normalprofil kein Morgen-Peak zu beobachten. Daran habe sich in der Corona-Krise nichts verändert.

Flexible Mittagspause und mehr Kochaktivität

Doch auch die BKW-Kunden haben ihren Tagesablauf während der Coronakrise angepasst: «Ersichtlich ist eine leichte Ausdehnung des Mittags-Peaks und ein Anstieg am Abend», sagt Walter Bucher. Das heisst: Die Menschen haben ihre Mittagspause flexibler gestaltet als zu normalen Zeiten. Zudem lässt der höhere Stromverbrauch darauf schliessen, dass die Kochaktivität sowohl am Mittag wie am Abend deutlich zugenommen hat.

Stromverbrauch ging insgesamt zurück

Obschon die Privathaushalte während des Lockdowns mehr Strom verbraucht haben, nahm der Stromverbrauch bei den BKW Kunden um fünf bis sieben Prozent ab. Der grösste Rückgang (15 bis 20 Prozent) gab es im Bereich der KMU. Bei den Elektrizitätsversorgungsunternehmen gab es ebenfalls eine Abnahme, jedoch nicht in der Grössenordnung der KMU. Zu Beginn der Coronakrise war der Rückgang etwas stärker, in den letzten Wochen nahm der Stromverbrauch wieder etwas zu.