«Vor dreissig Jahren, anno 1991, hielt der Tessiner Bundespräsident Flavio Cotti die Festrede an der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft. Im April desselben Jahres starb Schriftsteller Max Frisch, und gut zwei Monate später beteiligten sich Hunderttausende Schweizerinnen am Frauenstreik. Ebenfalls 1991 hat der britische Informatiker Tim Berners-Lee am Kernforschungszentrum Cern in Genf die erste Website veröffentlicht – und damit den Grundstein des World Wide Web gelegt, mit dessen Hilfe ich nun in Sekundenschnelle die Jahresrückblicke von vor dreissig Jahren auf mein Smartphone holen kann.
Solche Rückblicke sind ebenso faszinierend wie einfach. Ungleich anspruchsvoller sind Ausblicke, zum Beispiel zur Frage, ob wir es schaffen, uns in den nächsten dreissig Jahren weitgehend von den fossilen Energiequellen zu verabschieden, so wie es das Pariser Klimaabkommen verlangt. Als Chefin der BKW darf ich dazu beitragen, dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Natürlich hat unser Unternehmen keinen politischen Auftrag. Aber wir möchten und können einen Beitrag leisten und haben unser Geschäftsmodel entsprechend angepasst.
Mit Blick auf unsere Beteiligungen an fossilen Kraftwerken werde ich manchmal gefragt, wie grün die BKW eigentlich sei. Meine Antwort lautet: Wir sind ehrlich grün. Wir unterstützen die Energiewende, indem wir in erneuerbare Energien investieren und auch bei Gebäuden und Infrastrukturen unserer Kunden ganz wesentlich mithelfen, den ökologischen Fussabdruck zu verkleinern. Wir sehen aber keinen Nutzen darin, Kraftwerke zu verkaufen, nur damit wir einen grünen Anstrich erhalten. Denn der Umbau der Energieversorgung ist ein Jahrzehnteprojekt, bei dem Übergangstechnologien wie Erdgas eine Schlüsselrolle spielen werden.
Ich bin mir bewusst, dass diese Haltung nicht überall verstanden wird. Aber ich bin ebenso überzeugt, dass wir die Herausforderungen nur meistern, wenn wir die Nachhaltigkeit umfassend betrachten – und dabei sind Unternehmen, die nachhaltige Werte schaffen, enorm wichtig. Denn ohne Wertschöpfung lässt sich weder ein radikal neues Energiesystem errichten, noch kann man die dafür nötigen Infrastrukturen bauen. Es gibt auch den ökologischen Gesamtabdruck sowie soziale Aspekte. Beispiel: Wie werden Photovoltaikmodule produziert? Mit welcher Energie und unter welchen Arbeitsbedingungen? Das alles muss in die Gesamtbetrachtung mit einfliessen.
Die BKW Gruppe wird auch künftig zuverlässig Werte schaffen, denn sie ist in den Wachstumsmärkten Energie, Gebäudedienstleistungen und Engineering profitabel aufgestellt. Dank dieser Ausgangslage können wir mit unseren Lösungen, Produkten und Dienstleistungen neben dem ökonomischen auch einen ökologischen Gewinn erzielen. Mit verschiedenen Kraftwerksarten, mit unserem Stromnetz und dem Energiehandel leisten wir einen Beitrag für die Energieversorgung der heutigen Welt; daneben planen und bauen wir Windparks, Wohn- und Arbeitsgebäude, Infra-strukturen oder Datennetze für die nachhaltige Welt von morgen. Damit unsere Nachfahren dereinst mit Wohlwollen und Anerkennung auf unsere Generation zurückschauen.»
Suzanne Thoma, CEO der BKW Gruppe