Die Giraffen recken ihre langen Hälse dem Besucher entgegen. Die Flamingos breiten ihre rosaroten Flügel aus. Die Aras kreischen fröhlich vor sich hin. Und im Elefantenpark trotten die grauen Riesen friedlich durch die steppenähnliche Anlage und scheinen mit ihren Rüsseln den Kamelen zuzuwinken. Kinder streicheln mit leuchtenden Augen die Ponys. Im Kinderzoo in Rapperswil-Jona SG herrscht sommerlicher Hochbetrieb – und Franco Knie ist bestens gelaunt: «Schauen Sie, wie alle Freude haben. Seit fast 60 Jahren ist der Kinderzoo ein Ort, der Gross und Klein glücklich macht.»

Franco Knie, legendärer Elefantentrainer und heute Gesamtleiter des Zoos, setzt sich an einen Tisch auf der Restaurantterrasse, rückt seine Sonnenbrille zurecht und nimmt einen Schluck Mineralwasser. Zum Ausruhen ist es aber die falsche Zeit: «Ein Zoo muss mit der Zeit gehen und sich ständig weiterentwickeln.» Knie zeigt zu einem markanten Bau, der wie ein silberner Fels in den Himmel ragt: der Zauberhut, eine künftige Hauptattraktion des Tiergartens.

Gruppe
Starkes Trio (v. l.): Gabriel Stillhard, Co-Geschäftsleiter der Elektro Winter AG, Franco Knie und Thomas Winter, der frühere Besitzer der Elektro Winter AG. Photo Sophie Stieger

Das 25 Meter hohe neue Gebäude entsteht dort, wo bis 2019 Seelöwen-Shows gezeigt wurden. Mit dem multifunktionalen Zauberhut will der Zoo seine Ausrichtung leicht justieren und vermehrt auch auf Events setzen. Diverse Veranstaltungen wie Präsentationen, Firmenanlässe oder Shows sind im neuen Wahrzeichen geplant. «Wir können mit der Lage direkt am See, dem Restaurant Himmapan Lodge und den naturnahen Tieranlagen eine ganz spezielle Atmosphäre bieten», sagt Franco Knie.

Auch für seinen Sohn, Franco Knie junior, warte im Zauberhut eine neue Manege: «Als Erstes ist eine Papageien-Show geplant. Aber auch Nummern mit Pferden und Hunden sind in der neuen Arena möglich.» Mit dem Neubau beginnt am Seeufer eine neue Ära. Ab 2022 wird der Tierpark ganzjährig geöffnet sein. Franco Knie: «Wir verfügen mittlerweile über die Infrastruktur, um den Besuchern auch bei schlechtem Wetter ein attraktives Angebot präsentieren zu können. Und mit einem Weihnachtszoo bieten wir künftig eine neue Attraktion.»

Stolzer Zooleiter: Franco Knie am Eingang zur Baustelle des Kinderzoos. Photo Sophie Stieger.
Stolzer Zooleiter: Franco Knie am Eingang zur Baustelle des Kinderzoos. Photo Sophie Stieger.

Jede Anlage ein Unikat

Bei den Worten des Zoochefs hört Thomas Winter gespannt zu. Der Elektroingenieur ist der frühere Besitzer der Elektro Winter AG, eines Unternehmens der BKW Building Solutions. Seit fast 60 Jahren ist die Firma quasi der Hauselektriker der Familie Knie. Thomas Winter sagt dazu: «Wir sind weit mehr als geschäftlich mit der Familie Knie verbunden. Wer die Chance erhält, an einem solch wunderbaren Projekt wie dem Kinderzoo mitzuarbeiten, tut dies mit Herzblut und Leidenschaft.» Jede Anlage im Zoo stelle besondere Herausforderungen – weil man gleichzeitig den Bedürfnissen der Tiere und denjenigen der Besucher gerecht werden muss. «Und jede Anlage ist ein Unikat», sagt Winter.

Dies trifft auch auf den Zauberhut zu. Die Architektur stammt vom Ostschweizer Carlos Martinez. Er gewann die finale Ausschreibung gegen zwei Mitbewerber. Die Generalplanung erfolgte durch die Ghisleni Partner AG, die das Projekt von Martinez mitentwarf und umsetzte.

Franco Knie ist begeistert von der Vision hinter dem Bau: «Der Zauberhut sieht aus wie ein Tuch, das man von einem Tisch abhebt und darunter alles hervorzaubern kann.»

«Der Neubau leitet eine neue Ära ein. Ab 2022 ist der Zoo ganzjährig geöffnet.»

Elektrotechnisch bietet das Gebäude aber weit mehr als Hokuspokus und Simsalabim. Seit Oktober 2019 arbeiten bis zu 25 Mitarbeitende der ortsansässigen Elektro Winter AG unter Hochdruck an den elektrotechnischen Installationen. Co-Geschäftsleiter Gabriel Stillhard nennt die grössten Herausforderungen: «Wir mussten unter anderem ein Lichtkonzept entwerfen, das den völlig unterschiedlichen Nutzungen des Zauberhuts gerecht wird.»

Das Herzstück der neuen Anlage ist ein «Technikring» im Untergeschoss. Er ist in der Lage, verschiedene technische Möglichkeiten wie etwa Multimedia-Einspielungen oder Licht unsichtbar umzusetzen. So erhalten die Besucher im Zauberhut ein visuelles Erlebnis der Extraklasse: 380 LED-Leuchten, die zu Girlanden zusammengeschaltet werden, vermitteln ein wunderbares Grundlicht und eine märchenhafte Atmosphäre. Dazu kommen elektrisch bedienbare Vorhänge und modernste Multimediatechnik: «Die Installationen machen es uns möglich, den Zauberhut quasi auf Knopfdruck zu verändern – oder eben: zu verzaubern», sagt Franco Knie lachend.

Der Technikring im Bauch des Gebäudes: Von hier aus wird die Audio-, Licht und Eventtechnik eingespeist.
Der Technikring im Bauch des Gebäudes: Von hier aus wird die Audio-, Licht und Eventtechnik eingespeist. Photo Sophie Stieger.

Wichtig ist ihm, dass die komplexe Technik so gut erklärt und transparent installiert ist, dass sie auch für Nichtfachleute einfach zu bedienen ist. «Ich bin schliesslich kein Elektriker», so Knie lachend. Thomas Winter sagt dazu: «Darin liegt die Kunst unserer Arbeit. Wir müssen die Mittel bieten, dass jeder mit der Technik arbeiten kann.»

Zum Schluss des Zoobesuchs bietet Franco Knie einen exklusiven Überblick über das Gelände: vom Dach des Zauberhuts aus. Hier oben wird ersichtlich, was die Faszination des Geländes auch noch ausmacht: eine grandiose Aussicht über die Stadt Rapperswil mit ihrem imposanten Schloss, über den Seedamm bis zu den Glarner Alpen. Spätestens jetzt wird dem Besucher klar: Der Kinderzoo macht glücklich. Und der Zauberhut ermöglicht schon vor seiner offiziellen Einweihung im Oktober 2020 magische Momente.

Schöne Aussicht: Franco Knie auf dem Dach des 25 Meter hohen neuen Wahrzeichens des Kinderzoos.
Schöne Aussicht: Franco Knie auf dem Dach des 25 Meter hohen neuen Wahrzeichens des Kinderzoos. Photo Sophie Stieger