Peter Arnet, Sie sind der neue Leiter Smart Energy & Mobility bei der BKW und damit Chef des neu geschaffenen Kompetenzzentrums für smarte E-Mobilitätlösungen.
Woher kommt Ihre Faszination für die Elektromobilität?
Peter Arnet: Ich hatte bei meinem früheren Arbeitgeber bereits vor zehn Jahren die Möglichkeit, in diesem damals noch neuen Marktumfeld ein Unternehmen von Beginn an aufzubauen. Dabei lernte ich viele Spezialisten und Vordenker der Elektromobilität kennen. Da es zu dieser Zeit noch keine «richtigen» Elektrofahrzeuge gab, war es ein Schritt in eine ungewisse Zukunft. Dank Firmen wie Tesla, ersten Gesprächen mit Porsche und vielen weiteren visionären Personen, die ich kennenlernen durfte, kam ich zur Überzeugung: Der E-Mobilität gehört die Zukunft.
Und dann ist da sicher noch der Umweltaspekt.
Ja, absolut. Der Kampf gegen die Erderwärmung und die Reduzierung von CO2-Emissionen sind für mich zentrale Themen. In meiner beruflichen Tätigkeit war es mir immer wichtig, etwas Gutes für unsere Zukunft und die Umwelt zu tun. Gleichzeitig wollte ich immer die Freiheit haben, etwas Spannendes aufzubauen. Im Bereich der E-Mobilität konnte ich diese beiden Aspekte verbinden. Und jetzt bei der BKW erneut.
Welche Rolle kann die BKW mit ihrem grossen Netzwerk aus Ihrer Sicht zur Elektrifizierung des Autoverkehrs in der Schweiz spielen?
Ich denke, dass bei der BKW das grösste Potenzial besteht, die E-Mobilität in der Schweiz erfolgreich auszubauen. Die BKW hat alles unter einem Dach: ein flächendeckendes Installationsnetz, Netzspezialisten, Experten in der Energieabrechnung, mit der Arnold Gruppe Netzbauspezialisten, und als einer der führenden Energieunternehmungen einen sehr bekannten Namen.
Die Elektrifizierung des Individualverkehrs schreitet schnell voran. Worin sehen Sie die grösste Herausforderung der E-Mobilität im Schweizer Markt?
Eine der grössten Herausforderungen ist die Infrastruktur. Und dazu gehört weit mehr als nur der private Elektroauto-Sektor. Busse, Schiffe, Lastwagen, Flugzeuge, Baumaschinen gehören genauso dazu. Die BKW verfügt über das Know-how, um dieser Herausforderung mit zukunftsweisenden Lösungen zu begegnen. Darauf freue ich mich in meiner Rolle als Leiter des Bereichs.
Was kann Ihr Bereich, das Kompetenzzentrum für Smart Mobility, denn konkret anbieten?
Wir sind Gesamtlösungsanbieter. Das bedeutet, dass wir unseren Kunden alles aus einer Hand anbieten können: von der Konzept- über die Planungsphase bis hin zur Bauphase. Wir errichten alles von einfachen Ladestationen bis zu Highpower Ladestationen, die sich beispielsweise auf den Raststätten der Nationalstrassen befinden. Wir sind spezialisiert auf Prozesse, mit denen die Fahrzeugindustrie grosse Mengen von Ladestationen ausrollt und wir verfügen über ein flächendeckendes Installationsteam. Im Weiteren haben wir grosses Know-how im Bereich von Backend-Anbindungen von Ladestationen. Dies bedeutet, dass wir Ladevorgänge verrechnen und online auf jede einzelne Ladestation zugreifen können. Dies ist eminent wichtig, da wir so auch den Störungsprozess ideal für unseren Kunden managen und überwachen können.
Sie fahren selbst ein Elektroauto. Weshalb würden Sie nie mehr zurück auf einen Benziner umsteigen?
Ich könnte mir tatsächlich nicht mehr vorstellen, auf die «alte» Technologie des Verbrennungsmotors zurückzugehen und würde so ein Auto nie mehr kaufen. Und das aus mehreren Gründen: Das Elektroauto ist wesentlich günstiger in den Gesamtkosten, hat kaum technische Probleme und braucht weniger Service. Das Fahrgefühl ist sehr angenehm, die Leistung überzeugt mich und selbstverständlich fühlt es sich auch gut an, etwas für die Umwelt zu tun.
Wagen Sie zum Schluss eine Prognose: Wann sind die Elektroautos auf unserer Strasse in der Mehrheit?
Zwischen 2030 und 2035. Es wird also sehr schnell gehen. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Antriebsformen wie Diesel und Benzin, bei denen die Neuzulassungen – auch infolge der COVID-Situation – rückläufig sind, steigen die Verkaufszahlen von E-Fahrzeugen immer weiter an. Es geht in die richtige Richtung!
Peter Arnet
In den letzten 20 Jahren hat Peter Arnet in verschiedenen Unternehmen neue Geschäftseinheiten oder Abteilungen aufgebaut. So war er in der Gründung von Alpiq E-Mobility federführend und baute in den letzten zwei Jahren eine neue Geschäftseinheit E-Mobility bei SPIE auf. Zudem war Peter Arnet Gründungsmitglied von Swiss E-Mobility und hat den Aufbau des Schnellladenetzes Swiss EVITE massgeblich mitgestaltet.