Ein Zuhause mit eigenem Solarstrom – nein, das sei kein bewusster Entscheid gewesen, sagt Michael Zamboni. Er und seine Frau hätten sich einfach für eine Wohnung im besagten Zehnfamilienhaus beworben und erst später erfahren, dass ihr Strom vom eigenen Dach stammen würde. Eine Tatsache, die aber beide begrüssen. «Es ist sehr fortschrittlich, dass sich unser Vermieter für Solarstrom entschieden hat. Der Faktor Umwelt wird zu einem immer grösseren Thema – auch für unsere Familie», sagt der Vater zweier Kinder.

Dass die Zambonis Sonnenenergie ihres Vermieters nutzen können, ist dem revidierten Energiegesetz zu verdanken, das am 1. Januar 2018 in Kraft trat. Es erlaubt Gebäudeeigentümern, die eine Solaranlage betreiben, den produzierten Strom im Rahmen eines Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch, kurz ZEV, an ihre Mieter zu verkaufen. So können sie ihre Anlage schneller amortisieren.

Dach
Michael Zamboni (r.) erfährt von Jürg Schaub, Geschäftsführer der b+s elektro telematik ag, mehr über die Solaranlage, die ihm Strom liefert. Foto: Valeriano Di Domenico

«Der Preis für Sonnenstrom darf dabei nicht höher sein als der des Netzstroms», erklärt Jürg Schaub, Geschäftsführer der b+s elektro telematik ag, einer Tochterfirma von BKW Building Solutions. Im Vergleich zum Stromtarif des Elektrizitätswerks ist der Sonnenstrom immer günstiger. «Mieter haben deshalb eigentlich nur Vorteile: Ihr Strom ist ökologisch, und sie können erst noch sparen», so Schaub.

Michael Zamboni studiert seine erste Stromrechnung.
Michael Zamboni studiert seine erste Stromrechnung. Foto: Valeriano Di Domenico
«Mieter haben bei einem ZEV eigentlich nur Vorteile.»
Jürg Schaub

Schaub und sein Team haben das Zehnfamilienhaus in Ormalingen BL mit der 146 Quadratmeter grossen Photovoltaikanlage ausgestattet – im Rahmen von BKW Home Energy, das solartechnische Gesamtlösungen für Mehrfamilienhäuser bietet.

Bei einer Besichtigung zeigt Jürg Schaub Mieter Michael Zamboni die 86 gegen Süden gerichteten Solarmodule, die jährlich bis zu 30’000 Kilowattstunden Strom produzieren. «Damit könnten pro Jahr acht von den zehn Wohnungen ganz mit Strom versorgt werden – oder 15 kleine Elektroautos 12’000 Kilometer weit fahren», sagt Schaub. «Das ist beeindruckend», meint Michael Zamboni.

Herzstück Solar-Log

Im Keller besichtigen die beiden Herren anschliessend das Herzstück von Home Energy. Der Solar-Log überwacht Stromproduktion und -verbrauch, optimiert die Warmwasseraufbereitung und alarmiert bei Störungen. Pro Mieter verfügt die Solar-Log Base über einen Zähler. In Zusammenarbeit mit der Firma engytec, einer weiteren Tochter der BKW, kann so ausgewertet werden, welche Partei wie viel Solarstrom und Netzstrom bezogen hat und wie viel ins öffentliche Netz eingespeist wurde. Auch Rechnungsstellung und Inkasso können auf Wunsch über engytec abgewickelt werden.

Jürg Schaub (r.) zeigt Michael Zamboni die kompakten Stromzähler im Keller.
Jürg Schaub (r.) zeigt Michael Zamboni die kompakten Stromzähler im Keller. Foto: Valeriano Di Domenico

Michael Zamboni hat gerade seine erste Stromrechnung bekommen. Enthält sie Überraschungen? «Der Strompreis ist günstiger als vorher, und das ist natürlich toll. Mir würde es aber auch keine Rolle spielen, wenn es gleich teuer wäre. Ich stufe den Umweltfaktor höher ein als zu sparen.»

Und wie lebt es sich sonst mit Solarstrom? Gibt es irgendwelche Einschränkungen gegenüber früher? «Wenn wir ein Gerät einstecken, ist es wie immer. Man merkt nicht, woher der Strom kommt. Wir hatten noch nie Probleme, dass etwas nicht funktioniert hätte», sagt Zamboni.

Weil das Haus über einen Speicher von 26 Kilowattstunden verfügt, der sogar noch auf 39 Kilowattstunden ausgebaut werden könnte, kann selbst in der Nacht häufig noch auf Solarstrom zurückgegriffen werden. Unter dem Strich mussten seit April nur 10 Prozent Strom vom offiziellen Energieanbieter zugekauft werden. «Das ist für ein Zehnfamilienhaus fantastisch», freut sich Jürg Schaub. Im Winter, wenn die Sonne weniger scheint, dürfte der Wert im Durchschnitt bei etwa 40 Prozent liegen.

Auch Michael Zamboni ist überzeugt von der Solarenergie. «Man sollte es gesetzlich verankern, dass ein Teil der Dachfläche mit Solarzellen ausgerüstet werden muss. Man könnte zum Beispiel eine Mindestquadratmeterzahl festlegen», sagt er. Denn: «Wird nur schon die Hälfte unseres Stroms in den Haushalten produziert, wäre in Sachen sauberer Strom viel gewonnen.» Und das ist gut für alle.

Die Gebäudetechnik-Spezialisten

BKW Building Solutions vereint unter ihrem Dach über 40 Gebäudetechnik-Unternehmen. Diese planen, realisieren und warten umfassende Lösungen in den Bereichen Elektro, Heizung, Lüftung, Klima, Kälte, Sanitär, Spenglerei und Solar. Dazu kommen noch Gebäudeautomation, E-Mobilität und Informations- und Kommunikationstechnik. Betreut werden Sanierungen und Neubauten von Privatkunden, Gewerbe, Industrie sowie öffentliche Bauten. Das Unternehmen ist regional verankert und gleichzeitig schweizweit vernetzt.