In Norwegen hatten 2024 fast neun von zehn der verkauften Neuwagen einen Elektroantrieb – ein klarer Beweis, dass Elektrofahrzeuge auch bei niedrigen Temperaturen absolut alltagstauglich sind. Doch warum kann die Reichweite sinken, wie verändert sich die Ladegeschwindigkeit und was können Sie dagegen tun?

Warum haben Elektroautos im Winter eine geringere Reichweite?

Bei neuen Modellen sind die Auswirkungen niedriger Temperaturen minimal, jedoch kann die Reichweite je nach Fahrzeug um 10 bis 30 Prozent variieren. Hier sind die Hauptursachen:

  1. Reduzierte Batterieleistung: Die chemischen Reaktionen in Lithium-Ionen-Batterien laufen bei niedrigen Temperaturen langsamer ab, was die Energieaufnahme und -abgabe einschränkt. 
  2. Erhöhter Energieverbrauch: Heizsysteme, Sitz- und Lenkradheizung sowie die Enteisung von Scheiben benötigen zusätzliche Energie. 
  3. Reifen und Fahrwiderstand: Winterreifen und der erhöhte Rollwiderstand auf Schnee oder Eis steigern den Energieverbrauch.

Zum Vergleich: Auch Verbrenner benötigen im Winter mindestens 15 Prozent mehr Kraftstoff.

Warum verändert sich die Ladegeschwindigkeit im Winter?

Niedrige Temperaturen wirken sich auf die Ladegeschwindigkeit aus. Um Schäden durch zu schnelles Laden zu verhindern, müssen die Batteriezellen vor dem Ladevorgang aufgewärmt werden, was zu längeren Ladezeiten führen kann. Viele Fahrzeuge verfügen jedoch über ein Batteriemanagementsystem, das die Batterie während der Fahrt oder vor dem Ladevorgang vorwärmt, um diesen Effekt zu minimieren.

Tipps zur Optimierung der Reichweite  

Dank moderner Technologie und optimierter Akkus sind Elektroautos auch im Winter gut nutzbar. Hier sind einige praktische Tipps, um auch bei Minusgraden sicher und entspannt unterwegs zu sein. 

  1. Vorheizen während des Ladevorgangs: Nutzen Sie die Standheizung oder Vorwärmfunktion, solange das Fahrzeug an das Stromnetz angeschlossen ist. So wird die Batterie geschont und die Reichweite bleibt erhalten. 
  2. Effiziente Fahrweise: Reduzieren Sie die Geschwindigkeit und vermeiden Sie plötzliche Beschleunigungen. Eine konstante, vorausschauende Fahrweise spart Energie. 
  3. Eco-Modus nutzen: Viele Elektrofahrzeuge verfügen über einen „Eco-Modus“, der die Leistung des Fahrzeugs und den Energieverbrauch der Heizsysteme optimiert. 
  4. Reifendruck überprüfen: Ein korrekter Reifendruck sorgt für einen geringeren Rollwiderstand und verbessert die Energieeffizienz. 
  5. Zusatzverbraucher minimieren: Nutzen Sie Sitzheizungen statt der Innenraumheizung, da diese weniger Energie verbrauchen. 
  6. E-Auto mit Wärmepumpe: Einige Modellen sind serienmässig oder optional mit einer Wärmepumpe ausgestattet, die den Stromverbrauch senkt. Sie kann aus einem Kilowatt Strom bis zu drei Kilowatt Wärme erzeugen. 
  7. Nach längeren Fahrten laden: Eine bereits warme Batterie hat eine bessere Ladeleistung. Daher sollten Sie das Auto nach einer längeren Fahrt und nicht vor der Abfahrt laden. Einige Modelle schalten die Vorheizung automatisch ein, wenn eine Ladesäule im Navigationsgerät angegeben wird. Andere verfügen über eine manuelle Batterieheizung. 
  8. Auto drinnen oder an der Sonne parken: Parken Sie Ihr Elektroauto im Winter idealerweise in einer Garage, da es dort in der Regel wärmer ist als im Freien. 

Neue Batterie-Technologien gegen die Kälte

Die Forschung arbeitet intensiv an Batterien, die weniger anfällig für Kälte sind.

Feststoffbatterien: Diese verwenden keinen flüssigen Elektrolyten und sind weniger temperaturempfindlich. Sie versprechen eine höhere Energiedichte und bessere Leistung bei niedrigen Temperaturen.

Thermomanagement-Systeme: Moderne Batterien sind oft mit Heiz- und Kühlsystemen ausgestattet, die die Temperatur konstant halten und so die Leistung optimieren.

Neue Elektrolytmaterialien: Forscher entwickeln Elektrolyte, die auch bei niedrigen Temperaturen effizient arbeiten, um die chemischen Reaktionen in der Batterie zu verbessern.

Vorteile von Elektroautos im Winter

Trotz der Herausforderungen bieten Elektroautos im Winter auch eine Reihe von Vorteilen: 

  • Der Elektromotor springt sofort an
  • Vorheizen erlaubt: nie wieder Eiskratzen
  • Elektroautos fahren stabiler auf Eis und Schnee

Zusammenfassend kann man sagen: Der Winter kann die Reichweite von Elektrofahrzeugen beeinträchtigen, doch durch einfache Verhaltensregeln und technische Fortschritte lassen sich diese Einbussen deutlich minimieren. Mit einer angepassten Fahrweise, effizienten Ladegewohnheiten und modernen Fahrzeugen können Sie auch in der kalten Jahreszeit das Potenzial Ihres Elektroautos optimal ausschöpfen.  

Elektrisch vom Appenzell ans Nordkap

Der Appenzeller Satiriker Simon Enzler und der Berner Unternehmer This Schwendimann reisten über die Festtage mit Unterstützung von BKW Energy 8'000 km elektrisch – inklusive 2'000 km auf Schnee bei bis zu -28 °C. «Es war ein aussergewöhnliches Abenteuer, aber problemlos», sagt This Schwendimann. «Mit 29 Schnellladungen und einem Verbrauch von circa 23 kWh/100 km (entspricht <2.5 l Diesel) waren wir bei 72 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit nach 111 Stunden und 39 Minuten Fahrzeit wieder zu Hause.»