Die jurassischen Freiberge bilden ein riesiges Plateau, das von einem Mosaik aus Wäldern, Wytweiden und Sümpfen durchzogen wird. Das Gebiet beherbergt zudem eines der schönsten Hochmoorgebiete der Schweiz, zu dem auch der Étang de la Gruère gehört. Die Entstehung des Moores begann vor etwa 13000 Jahren, als sich die Gletscher zurückzogen. Auf den vom Eis frei gelegten undurchlässigen Gesteinsschichten staute sich Wasser an. In diesen Feuchtgebieten folgten verschiedene Vegetationsstadien, bis schliesslich eine typische Hochmoorvegetation entstand. Im Laufe der Jahrtausende wuchs eine Torfschicht von mehreren Metern heran, die in der Gegend des Étang de la Gruère rekordverdächtige 9 Meter erreicht.

Das Hochmoor de la Gruère
Fotos: Bureau LIN’eco, Reconvilier

Louis Roulet, wissenschaftlicher Mitarbeiter des jurassischen Umweltamts, schätzt, dass die inventarisierten Feuchtgebiete in der Schweiz heute nur noch 10 bis 15 Prozent der Fläche ausmachen, die sie noch vor einigen Jahrhunderten bedeckten. Dafür gibt es verschiedene Gründe: die Trockenlegung bestimmter Bereiche zur landwirtschaftlichen Nutzung, der Abbau von Torf als Brennstoff, Hygienemassnahmen im Kampf gegen Malaria usw. Im Fall des Hochmoors am Étang de la Gruère lässt sich der Rückgang der Sumpfflächen durch die Entwässerung der Moore erklären. Um den Zufluss ihrer Mühle zum See zu verbessern, bauten die Betreiber vor mehr als 300 Jahren Entwässerungsgräben durch die angrenzende Moorlandschaft. Auch als die Mühle verschwunden war, trockneten die Abflüsse das Moor weiter aus. Dies zog eine Veränderung der Flora und Fauna sowie die Freisetzung von tonnenweise CO2 infolge der Mineralisierung des Torfbodens nach sich.

Stabilisierung des Wasserspiegels

Von der zunehmenden Sensibilisierung für das Problem zeugte 1987 die Annahme der sogenannten Rothenthurm-Initiative zum Schutz der Moore. Seitdem ist auch der Schutz des 23 Hektaren grossen Hochmoors am Étang de la Gruère sowie der 85 Hektaren Moorbiotope und Moorwälder rundherum in der Verfassung verankert. 2014 ergriff der Kanton Jura erste Massnahmen, um den Wasserhaushalt der Moore wiederherzustellen. Dazu mussten auch Bäume gefällt werden, die erst durch die Trockenlegung der Moorflächen überhaupt so zahlreich gewachsen waren. In die einst gezogenen Gräben wurden Holzpalisaden eingebracht, um Wasser anzustauen. Einige der Gräben wurden mit Torf gefüllt. So konnten die für ein gesundes Hochmoor nötigen Wasserstände wiederhergestellt werden. Louis Roulet freut es, zu sehen, dass der Wasserspiegel im bereits regenerierten Bereich wieder stabiler ist und Schwankungen viel langsamer auftreten. Damit die Massnahmen aber ihre volle Wirkung entfalten, müssen im Gebiet noch weitere Entwässerungsgräben geschlossen werden.

Holzpalisaden im Torfboden

Entstehung und Regenerierung eines Hochmoores

Illustratotion: Entstehung und Regeneration eines Hochmoores in vier Phasen

Das Hochmoor von La Chaux in Tramelan

Zwei Kilometer Luftlinie vom Étang de la Gruère entfernt befindet sich das Hochmoor von La Chaux, das mit einer Ausdehnung von 40 Hektaren ebenfalls zu den grössten Hochmooren der Schweiz zählt. Das Gebiet wurde durch die Nutzung der Schweizer Armee und durch Entwässerung stark entwertet. Nun soll eine Fläche von 10 Hektaren revitalisiert werden. Der BKW Ökofonds unterstützt das Projekt, bei dem in einem ersten Schritt mehrere Tonnen Munition entfernt werden müssen. Erst danach beginnen die eigentlichen Revitalisierungsmassnahmen zur Wiederherstellung des Wasserhaushaltes.