In den heissen Sommermonaten sind kühle Seitenbäche von Flüssen lebenswichtige Rückzugsorte für Fische, insbesondere für Bachforellen. Ein solcher Seitenbach ist der Winkelbach. Er mündet in der Gemeinde Schwarzenburg bei der Ruchmühlebrücke zwischen Albligen und Lanzenhäusern in die Sense. 2017 wurde ein Teil des Winkelbachs fischökologisch aufgewertet.

Die Sense mäandriert. Aufgrund der natürlichen Veränderung des Flusslaufs hat sich an der Mündung des Winkelbach in die Sense das Gefälle erhöht. Ein Hindernis darf für Bachforellen maximal 30 cm hoch sein und das Längsgefälle des Gewässers darf maximal sechs Prozent betragen. Die Tiere schafften es somit nicht mehr, in den ökologisch aufgewerteten Winkelbach aufzusteigen.

Zurück zum alten Bachlauf

Eine Lösung des Problems zeigte der Renaturierungsfonds des Kantons Bern in einer Machbarkeitsstudie auf: Wie Untersuchungen an der Topografie und der Gewässermorphologie ergaben, mündete der Winkelbach ursprünglich weiter flussabwärts flacher in die Sense. Mit dem Bau der Ruchmühlebrücke im 19. Jahrhundert hatte man den Lauf des Bachs umgelegt. Mit einer Rückkehr zur alten Linienführung konnte der Winkelbach also wieder fischgängig werden.

Dazu erstellte eine Tiefbaufirma unter der Bauherrschaft der Gemeinde Schwarzenburg und des BKW Ökofonds einen rund 20m langen Durchlass unter der Kantonsstrasse. Für das neue, insgesamt rund 75m lange natürliche Gerinne des Winkelbachs steht deutlich mehr Platz zur Verfügung.

Der neue Durchlass unter der Kantonsstrasse
Der neue Durchlass unter der Kantonsstrasse

Wurzelstämme, Steine, Kies und Totholz

Neben den Lebensräumen im Wasser wurden auch solche an Land verbessert: So wurden 27 Wurzelstämme, 54 Faschinen (Bündel aus Weiden- oder Erlenholz), 130m³ Schroppen (grosse Gesteinsbrocken) und 33m³ Kies eingebaut. Der Sohlenanschluss an eine Aussenkurve der Sense wurde mit mehreren stabilen, fischgängigen Blockriegeln befestigt. Totholzstrukturen entlang des Baches werten Lebensraum für verschiedene Amphibienarten auf. Insgesamt wurden im Rahmen des Projekts rund 140m Bachlauf neu erstellt oder neugestaltet. Das alte, nicht mehr durchflossene Gerinne bleibt als temporär vernässter Lebensraum erhalten.

Vor dem Bau des neuen Gerinnes wurden rund 90 Bachforellen abgefischt. Die grosse Anzahl im bereits ökologisch aufgewerteten Bach deutet darauf hin, dass die neu erstellte Mündung des Winkelbachs bald als Lebensraum genutzt werden wird.

Das Wichtigste in Kürze

Bau Januar 2020 bis Juni 2020
Bausumme 490’000 CHF
Bauherrschaft Gemeinde Schwarzenburg, BKW Ökofonds
Geldgeber Gemeinde Schwarzenburg, Renaturierungsfonds des Kantons Bern, Ökofonds EWB, BKW Ökofonds
Bauunternehmerin Kästli AG, Rubigen
Planer Porta AG, Interlaken (Machbarkeitsstudie und Wasserbauprojekt bis Ende 2017), Emch + Berger AG, Bern (ab 2018 Ausschreibung und Ausführung)
Fokus Anschluss Seitengewässer als Lebensraum (und kühler Rückzugsort) für Bachforellen, Aufwertung Wasser- und Landlebensräume
Geförderte Tiere Bachforellen, Amphibien